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Nun das wesentlichste Ergebnis der Gottesgeburt in der Seele:

Das Einsprechen des göttlichen Wortes bewirkt nichts Geringeres

als eine W i e d e r g e b u r t d e r S e e l e , eine E r n e u e r u n g .

„ ... daz man wider în gebildet werde in daz ein veltic guot daz got ist.“

1

„Alles wird neu, gut, rein, lauter und heilig, indem es sich Gotte zukehrt, sich

ihm nähert, zu ihm zurückeilt und zurückkehrt und sich ihm zuwendet.“

2

„Neuheit und Leben ist Gotte beides eigentümlich .. . (er) beseitigt das Böse,

alles Böse und die Wurzel alles Bösen... (er wirkt) das Innerste zum Innersten

3

(als Innerstes auf das Innerste).

Diese Erneuerung macht den Menschen stets dem erlebten Wun-

der nachjagen:

„ . . . waz wirket got âne bilde in dem grunde und in dem wesen? Des enmag

ich niht wizzen, wan die krefte niht künnent genemen dan in bilden. . . unt

daz ist ir aller nützeste. Daz unwizzen ziuhet sî in ein wunder unde tuot sî disem nach jagen ...

[Die

Gottesgeburt]

kam

in

einer

dieplîchen

wîse

verstoln-

liche . . . Ez offente sich unde glenzete mir vor, daz ez etwaz wîre offenbârende

und... kunt tuonde. ... Seht, dar umbe muoz man unde sol ime nâch loufen,

die wîle ez verborgen ist.“

4

Die Erneuerung durchdringt den ganzen Menschen:

„Eyâ, nû merket von götlîchem minnegespringe. Ez wirt überflüzic in der

sêle, daz sich die obersten krefte ergiezent in die nidersten krefte unde die nider-

sten krefte ergiezent sich in den ûzern menschen und erhebent in ûf von aller

niderheit, daz er niht mac gewürken denne geistlîchiu dinc. Als der geist würket

nach götlîchen werken, also muoz der ûzerlîche mensche würken nach dem

geiste.

Eyâ, wunder über wunder, wenne ich gedenke an die vereinunge, die diu

sêle mit gote hat! Er machet die sêle vröudenwunneclich ûz ir selber ze vlie-

zenne, wan alliu genantiu dinc genüegent ir niht.“

5

1

Wilhelm Wackernagel: Altdeutsche Predigten und Gebete, Basel 1876,

S. 159: . . . daß man wieder eingeformt werde in das Einfache, das Gott ist.

2

B 149.

3

B 145.

4

Pf. 8, 7—29: Was wirkt Gott ohne Bild in dem Grunde und in dem Sein

(der Seele)? Das kann ich nicht wissen, weil die Kräfte (der Seele) können nur in

Bildern auffassen . . . das ist für sie das allernützlichste. Dieses N i c h t wissen

reißt sie hin zu etwas Wundersamen und läßt sie diesem nachjagen . . . (Die

Gottesgeburt, das Wort), das kam in Diebesweise, verstohlen ... Es öffnete sich

und glänzte vor mir, um (mir) etwas zu offenbaren und kund zu tun. . . . Seht,

darum, weil es verborgen ist, muß man und soll man ihm nachlaufen.

5

Pf. 385, 28: Ei, so höret vom Quell göttlicher Liebe. In der Seele wird es

überfließen, so daß sich die obersten Kräfte in die niedersten ergießen und die

niedersten Kräfte in den auswendigen Menschen; und sie erheben ihn aus aller

Niedrigkeit, daß er nichts wirken will als geistliche Dinge. Wie der Geist nach

göttlichem Wirken strebt, so muß der auswendige Mensch zum Geiste hin

streben.