303
Er erachtete allerdings später sein Buch, das ohne Widerhall geblieben
war, als steril und veröffentlichte eine Neuausgabe ohne mathematische
Formulierungen
1
. Im besonderen vertritt Cournot die funktionale
Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis und gewinnt so die Grundlagen seiner
Monopolpreislehre. Ihr zufolge erstellen die Monopolinhaber, die den
höchsten Gesamterlös anstreben, den Preis so, daß das Produkt aus Stückpreis
und der zu diesem Preis abgesetzten Menge ein Maximum darstellt.
Cournot hat damit die Grundrichtung festgelegt, die in der Folge von den
zahlreichen, hauptsächlich mathematisch ausgerichteten Verfassern, die sich
mit der Frage des Monopols beschäftigen, nicht mehr verlassen wurde; er hat
aber dadurch auch den Grund für die Entfaltung der Lehre von den
Marktformen und damit für einen entscheidenden Zweig der neueren
katallaktischen Theorie gelegt.
B.
Die Marktformen zwischen reiner Konkurrenz und Monopol
Die Entfaltung der Lehre von den Marktformen zwischen den Modellen
des reinen Wettbewerbes und des Monopols ist mit folgenden Namen
verbunden:
Piero Sraffa
2
meint unter kritischer Verwendung des Marshallschen
Begriffes der „repräsentativen Firma“, daß jeder Anbieter eine monopoloide
Stellung besitzt, weshalb an Stelle des Modells der freien atomistischen
Konkurrenz neue Modelle vom Monopol her zu entwickeln wären.
Edward Hastings Chamberlin
3
vertritt die These, daß infolge der
Erzeugnis-Differenzierung durch Präferenzen die Märkte in der
wirtschaftlichen Wirklichkeit überwiegend unvollkommen seien.
Joan Robinson
4
stellt fest, daß infolge von Unvollkommenheiten des
Marktes (Trägheit und Unkenntnis der Käufer, Präferenzen wie Marktlage,
Firmennamen, Werbung und individuelle Behandlung der Käufer durch die
Verkäufer) unvollständiger Wettbewerb herrscht. Die wirkliche Wirtschaft
sei eine „Welt von Monopolen“ (world of monopolies), eine Lehre, die von der
ganzheitlichen Preis
1
Augustin Antoine Cournot: Principes de la théorie des richesses, Paris
1863.
2
Piero Sraffa: The Laws of Returns under Competitive Conditions, in: EJ 36
(1926), S. 535 ff.
3
Edward Hastings Chamberlin: The Theory of Monopolistic Com- petition
(1933), 8. Aufl., Cambridge, Mass., 1962 (hier Schrifttumszusammenstellungen
über die unvollkommene Konkurrenz).
4
Joan Robinson: The Economics of Imperfect Competition (1933), 2. Aufl.,
London 1948.