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1 3 2

.. wie der Himmel Farbe und Hitze irgendwie (quomodo) übersteigt, wie ein

Reichgewordener und Geadelter sich über den Qualm der Küche erhebt.“

1

Die Entsprechungen werden auch auf das Eigenleben, die Wir-

kungsweisen, Tätigkeiten des jeweils Niederen ausgedehnt:

„Es gießt der Himmel seine Kraft gar heimlich in ein jeglich Kraut und in

die Tiere. Davon hat ein jegliches Ding eine Eigenschaft (Wirkungsweise) des

Himmels und wirket all’ um sich wie der Himmel.“

2

Ebenso sind die folgenden Stellen zu verstehen:

„Steine hânt ouch grôze kraft von der glîcheit die die Sternen unde des

himels kraft dar inne würket.“

3

„Worte habent grôze kraft unde habent daz von dem ûzbruche des ewigen

Wortes."

4

Obgleich das göttliche Schöpfungswort nur sinnbildlich ein „Wort“

ist, wird doch eine Entsprechung angenommen und offenbar an das

Zauberwort in der Magie gedacht. Im einzelnen erweist sich Ecke-

hart als guter Beobachter der Natur, er geht stets vom Ganzen auf

den Teil:

„Got gibet der nâtûre, daz si würket, unde daz êrste werc ist daz herze. Da

von wolten etliche meister, daz diu sêle alzemâle in dem herzen wêre und ûz

flüzze mit lebenne in diu anderen gelîder. Des enist niht. Diu sêle ist in eime

ieklîchen gelide alzemâle. Ez ist wol wâr, ir erste werk ist in dem herzen. Daz

herze ist enmitten, ez wil al umbehuot sîn .. ,“

5

Daß das erste Werk der Seele im Herzen ist, wird auch an einer

anderen Stelle ausgeführt:

. . sô ist ouch daz gespring ir werke in dem herzen allermeist. Also ist der

vater ein gespring und ein begin aller götlîcher werke .. .“

6

.

1

B 111 f.

2

Franz Jostes: Meister Eckhart und seine Jünger, Ungedruckte Texte zur

Geschichte der deutschen Mystik, in: Collectanea Friburgensia Fase. IV, Freiburg

in der Schweiz 1895, No. 15; 11, 14.

3

Pf. 125, 33: Steine haben auch große Kraft durch die Gleichheit, die die

Sterne und des Himmels Kraft in ihnen bewirken.

4

Pf. 165, 6: Worte besitzen große Kraft; sie haben das aus dem Ursprung des

Ewigen Wortes (= Gottes).

5

Pf. 81, 11: Gott verleiht der Natur das Vermögen zu wirken, und ihr erstes

Werk ist das Herz. Deshalb glaubten einige Meister, die Seele stecke ganz im

Herzen und fließe daraus belebend in die anderen Glieder. Dem ist nicht so. Die

Seele ist (vielmehr) ganz in einem jeglichen Gliede. Es ist jedoch wahr, daß ihr

erstes Werk im Herzen liegt. Das Herz liegt in der Mitte, es will rings umhütet

sein.

6

Pf. 196, 3: Wie der Ursprung ihrer (der Seele) Werke insbesondere im

Herzen liegt, so ist auch der Vater ein Anbeginn und Ursprung aller göttlichen

Werke.