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Nun werden Entsprechungen dieser sieben Wandelsterne im See-

lenleben gesucht. Eckehart will sie in den sieben Seligpreisungen

finden. Sodann heißt es:

„Oben... planêten ist der himel, an dem die gevestenten Sterne sint, die des

nahtes liuhtent, unde bezeichent alliu diu werc, diu diu sêle würket. Diu süllent

in der naht des schaten dirre weite liuhten vor den liuten .. .“

1

.

Eckehart denkt wie die gesamte alte Welt die Naturdinge rang-

gemäß g e o r d n e t , wir können auch sagen als S t u f e n b a u.

Er entwickelt dafür einen allgemeinen Grundsatz:

„waz des andern stat ist daz muoz oben im sin; alse der himel ist ein stat

aller dinge und daz fiur ist stat des luftes unde der lufl ist stat des wazzers unde

des ertrîches unde daz wazzer ist niht vollen stat des ertr^pches unde daz ertrîche

ist kein stat.“

2

Die durch den Stufenbau entstehende Rangordnung der Kreaturen

ist in Gott (der Ideenwelt) vorgebildet:

„Diu stat, diu ungenant ist, in der grüenent unde blüegent alle crêatûre in

rehter ordenunge .. .“

3

.

Das deutet auch Angelus Silesius an in dem bekannten Spruche:

Die Rose, die allhier dein äuß’res Auge sieht,

Die hat von Ewigkeit in Gott also geblüht.

Eckehart erläutert gelegentlich den Stufenbau näher als einen

stetigen:

„Die niederen Wesen reichen mit ihren obersten Stufen an die niedrigste

Stufe der oberen Wesen heran. Denn die Arten der Dinge gleichen nach dem

8. Buche der Metaphysik

4

den Zahlen (sofern sie auch eine Stufenreihe bilden)

und nach Homer einer goldenen Kette, in der jedes niedere Glied mit seinem

obersten Teile sich mit dem niedersten Teile des nächsthöheren Gliedes ver-

schlingt.“

5

1

Pf. 213, 34: Über den Planeten ist der Himmel, an dem die Fixsterne sind,

die des Nachts leuchten, und die die Tätigkeiten der Seele bezeichnen. Sie sollen

in dem Nachtschatten dieser Welt den Menschen voranleuchten.

2

Pf. 130, 1: Was des andern (Heim-)Statt ist, das muß darüber sein. So ist der

Himmel eine Heimstätte aller Dinge, das Feuer die Heimstätte der Luft, die

Luft Heimstätte des Wassers und des Erdreiches; das Wasser ist keine vollstän-

dige Heimstätte des Erdreiches, und das Erdreich (selber) ist niemandes Heim-

stätte.

3

Pf. 130, 31: Die Stätte, die ungenannt ist, in der grünen und blühen alle

Geschöpfe in rechter Ordnung.

4

Aristoteles: Metaphysik 1044 a, 9—11.

5

Meister Eckhart: Die Lateinischen Werke, Dritter Band: Expositio sancti

Evangelii secundum Johannem, herausgegeben von Josef Koch, Stuttgart 1937,

S. 219.

Vgl. Q I 211, 7; 212, 3.