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Seele, welche durch Einwohnung Gottes ein innerer Himmel wird.

Diese Entsprechungen von Himmel und Seele werden noch weiter

geführt:

„diu sêle ... sol an ir haben driu dinc, diu an dem himel sint. Daz êrste

ist, daz der himel ist an im êwic. Daz ander ist, daz er an dem loufe ist um-

begengic. Daz dritte, daz er den nidersten crêatûren ist înfliezende. ... Bî dem

ersten, daz der himel ist êwig an dem wesen, daz bewîse ich mit dirre rede.

Der himel hât eine unlîplîche materielîche nâtûre unde lîplîche wîse: da von

mac kein vremdiu înbildunge in in gevallen. . . . Daz ander, wie der himel ist an

dem loufe umbegengic, daz bewîse ich alsô: Waz umbe gêt, daz kumet wider an

sine erste stat, . . . Daz dritte, daz der himel den nidersten crêatûren in fliuzet,

daz bewîse ich da mite, daz allez, daz dâ wirt geborn unde vergêt, daz ist ge-

brechelich unde vergenclich in der kraft des himeles. Wan der meister sprichet

an dem bouche der nâtûren von dem himel: der himel ist allen dingen, diu

under im sint, ein înfluz des wesendes unde des lebendes.“

1

Die von den Wandelsternen ausgehenden Einflüsse werden sodann

kurz gekennzeichnet:

„Nû sol man für baz prüeven, daz er (Gott) den liplichen himel hât gezieret

mit. .. siben edelen Sternen, die uns nêher sint denne die anderen... Nû sult

ir prüeven, daz der erste Sterne, Saturnus, ist ein fürber; der ander, Jupiter, ist

ein gunster; der dritte, Mars, ist ein zürner; der vierde, diu sunne, ist ein

liuhter; der fünfte, Venus, ist ein liebtrager; der sehste, Mercurius, ist ein ge-

winner: der sibende, der mâne, ist ein loufer.“

2

1

Pf. 210, 29: Drei Dinge, die (auch) am Himmel sind, soll die Seele besitzen.

Das erste ist: Der Himmel ist an sich ewig. Das zweite: Er läuft in Kreisbahn.

Das dritte: Er übt Einfluß auf die untersten Geschöpfe....

Zum ersten, nämlich, daß der Himmel wesenhaft ewig ist, gebe ich den Beweis

in dieser Rede: Der Himmel hat eine unkörperliche, materielle (also immaterielle)

Natur und nur eine körperliche Erscheinungsweise (man hielt damals die Sterne

für ätherische Materie höherer Ordnung, die vorchristliche Welt hielt sie für

Götter; seit den Frauenhofer’schen Linien erkannte man dieselbe Materie in den

Gestirnen wie auf der Erde); daher kann kein fremder Einfluß auf ihn fallen .. .

Das zweite, den Kreislauf am Himmel, beweise ich damit: Was sich in Kreis-

bahnen bewegt (was umgeht), das kommt wieder an den Ausgangspunkt zu-

rück .. .

Das dritte, daß der Himmel auf die niedersten Geschöpfe Einfluß nimmt,

beweise ich folgendermaßen: Alles, was hie geboren wird und wieder vergeht,

das steht, ob auch gebrechlich und vergänglich, in der Kraft (in der Macht) des

Himmels. Denn der Meister (Aristoteles) spricht in dem Buche von der Natur

des Himmels: Der Himmel hat bei allen Dingen, die unter ihm sind, einen Ein-

fluß auf das Sein und auf das Leben.

2

Pf. 212, 27: Nun soll man weiter betrachten, daß er (Gott) den leiblichen

Himmel mit sieben edlen Sternen geziert hat, die uns näher als die anderen

sind .. . Nun sollt ihr erproben, daß der erste Stern, Saturn, ein Reiniger ist;

der zweite, Jupiter, ein Begünstiger; der dritte, Mars, ist ein Zürner; der vierte,

die Sonne, ist ein Leuchter; der fünfte, Venus, ist ein Liebebringer; der sechste,

Merkurius, ist ein Gewinner; der siebente, der Mond, ist ein Läufer.