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in den Sinnzusammenhang des Naturgeschehens verwehrt ist, er-

langt jene schrankenlose, äußere Erfahrung eine Überlegenheit in

der K u n d e vom Naturgeschehen; damit aber auch in der technisch-

praktischen Auswertung.

Heute, da sich dieses Verfahren längst durchsetzte, sind aber auch

seine S c h r a n k e n klar geworden. Nimmt man es im methodo-

logischen Sinne als praktisches Hilfsverfahren, dann wird man es

immer gelten lassen müssen. Als Grundlage einer Weltanschauung

dagegen ist es falsch und verwerflich.

Daß es sich geschichtlich in Form des N o m i n a l i s m u s ,

E m p i r i s m u s , P o s i t i v i s m u s und schließlich des Ma-

t e r i a l i s m u s durchsetzte, war keine geistige Notwendigkeit,

Erfahrungsstreben und Motorphysik konnten auch zusammen be-

stehen. Es war nur möglich durch Verblassen des Transzendenz-

bewußtseins. Dieses Verblassen ist das große Rätsel der neueren Ge-

schichte, das größte Rätsel der Menschheitsgeschichte überhaupt.

B. B e w ä h r u n g i n d e r K u n s t

Eckeharts Naturauffassung ist kein ausgeklügeltes System, son-

dern ist die Wahrheit selbst, die aus unmittelbarem Innewerden ge-

schöpfte Wahrheit. Im einzelnen freilich wurde und wird sie berich-

tigt werden, aber nicht im grundsätzlichen. Auch diese Berichtigung

kann sich nicht auf das beziehen, woraus Eckehart und die alten

Zeiten schöpften: auf die Anschauung. Für die Anschauung bewegt

sich immer der Himmel um die Erde, auch wenn man seit Koperni-

kus weiß, daß dies nur die Folge einer zugrunde liegenden Wirklich-

keit, der Umdrehung der Erde um sich selbst und um die Sonne, ist!

Dem heutigen, des unmittelbaren Anschauungsbildes entwöhnten

Menschen mag freilich vieles an Eckeharts Naturbild befremdlich

und unannehmbar erscheinen (und manches ist es auch); jedoch, es

gibt einen Prüfstein, an dem sich Wahrheit und Un-Wahrheit —

wenn das Anschauliche und das Sinnbildliche für sich genommen

wird — bewähren muß, und das ist die K u n s t !

In der Kunst muß auch heute — und wird es immer müssen —

die äußere und innere Anschauung unmittelbar zum Herzen spre-

chen und damit zugleich Sinnbildlichkeit bei sich haben.