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oder „Fünklein“. Man muß dies daraus begreifen, daß die innere

Gotteserfahrung mit der gewöhnlichen, sinnlich vermittelten nicht

gleichgesetzt werden kann.

In diesem Zusammenhange ist auch wichtig, welche Vorstellung

der Mystiker von dem erfahrenen göttlichen Sein, das ist G o t t e s

habe. Meister Eckehart folgt hier dem Gottesbegriffe des Aristoteles,

indem er Gott faßt als:

.. ein Vernunft, diu da lebet in sîner bekantnüsse alleine, in im selber

alleine blîbende, dâ in nie niht beruorte, wan er alleine da ist in siner stilheit.

Got in sin selbes bekantnüsse bekennet sich selber in sich selber.“

1

Nach Aristoteles

2

ist bekanntlich Gott „Denken des Denkens“,

Selbstbetrachtung — man merke die mystische Prägung, welche

Eckehart diesem Aristotelischen Gedanken zu geben weiß, indem

er sagt, Gott sei da allein in seiner Stille, unberührbar.

Nun ist aber die Seele nach Eckehart „gote also sippe“, daß sie

(aus Gnade, nicht von Natur) gleichsam eins mit ihm sei, ein „Bei-

wort“ zu dem Worte, das er spricht (das Wort = Sohn):

„Ich meine allez diz wörtelîn quasi, daz beizet als, unde diz ist, daz ich in

allen mînen bredien meine. Daz heizent diu kint in der schuole ein bîwort.“

3

Darauf gründet nun der für die Erkenntnislehre Eckeharts ent-

scheidende Gedanke:

„Gotes sêlekeit lît an der înwertwürkunge der vernünftekeit, dâ daz wort

inneblîbende ist. Dâ sol diu sêle sin ein bîwort und mit gote würken ein werc,

in der inswebenden bekantnüsse ze nemenne ir sêlekeit in dem selben, da got

sêlic ist.“

4

Das heißt nicht weniger, als daß die Seele im mystischen Zu-

stande teilnehme am göttlichen Leben und damit auch am g ö t t -

l i c h e n E r k e n n e n !

1

Pf. 269, 39: ... eine Vernunft, die da lebt im Erkennen einzig ihrer selbst,

nur in sich selbst verharrend dort, wo ihn nie etwas berührt hat; denn da ist

er allein in seiner Stille.

2

Aristoteles, Metaphysik XII.

3

Pf. 271, 9: Ich richte mein Augenmerk nun auf das Wörtlein „quasi“, das

heißt „gleichwie“; dies ist es, auf das ich’s in allen meinen Predigten abgesehen

habe. Das nennen die Kinder in der Schule ein Beiwort.

4

Pf. 272, 11: Gottes Seligkeit liegt im Einwärtswirken [im In-sich-Schauen]

der Vernunft, wobei das „Wort" innen bleibt (in der göttlichen Selbstbetrach-

tung). Hier soll die Seele ein „Beiwort“ sein und mit Gott e i n Werk wirken,

um in dem in sich selbst schwebenden Erkennen (in der Selbsterkenntnis) ihre

Seligkeit zu schöpfen: in demselben, wo Gott selig ist.