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wie alle Kreaturen im Eilen und Jagen nach Gott ihre Eigenschaften

erst entfalten; sowie jene, daß die Gemeinschaft des Menschen mit

der Natur zuletzt auf der gemeinsamen Gottdurchdrungenheit be-

ruhe! — Anbetungswürdige Lehren, welche nicht wieder aus der

Geistesgeschichte verschwinden können.

Sicherlich waren diese Lehren auch bei den anderen Mystikern an-

gelegt, aber ihre Deutungen der inneren Erfahrung waren von an-

deren Zielen in Anspruch genommen. Platons Aufmerksamkeit z.

B. war gar sehr auf die Ideen und ihren Gegensatz zur Materie ge-

richtet; die des Aristoteles auf eine Ausgestaltung der Seinslehre

und auf die Verwertung der Philosophie in der Empirie; die alt-

indischen Mystiker wieder sahen wohl wie Eckehart zuerst auf das

Übersinnliche, auf Gott, aber die Bewegung der Natur und des

Menschen zu Gott in ihrer Leben-begründenden Bedeutung war

nicht im Mittelpunkt ihrer Betrachtung. So vermochten sie zu den

von Eckehart verkündeten Wahrheiten nicht in gleicher Klarheit zu

gelangen. •

Dies ist der letzte Grund dafür, daß in keiner Mystik der Aus-

gleich von schauendem und tätigem Leben so rein gefunden wurde

wie in der Eckeharts.

Es ist nun lehrreich, einen Blick in die auf Eckeharts Zeiten fol-

gende Z u k u n f t zu werfen.

Nach Eckeharts Tode drang der N o m i n a l i s m u s mehr und

mehr vor. Ihm folgte dann die mechanistisch und materialistisch

verstandene N a t u r w i s s e n s c h a f t (begründet durch Galilei

und Newton). Man kann diese Entwicklung als einen Kampf um die

E r f a h r u n g , das rein empirische Verfahren, verstehen (um ihr

auch eine gute Seite abzugewinnen). Hier hat die Lehre vom Zuge

aller Wesen zu Gott keinen Platz. Seit der Ausbildung des Energie-

begriffes will diese Physik bekanntlich alles Natur geschehen aus

einem „Energiegefälle“ herleiten, wonach alle Naturvorgänge da-

durch ausgelöst werden, daß sie von einer höheren Energiestufe zur

niedrigeren gehen. Daher kann es auch nichts Schöpferisches in der

Natur geben. Alles Schöpferische und der Zug der Wesen zu Gott

ist in dieser Naturauffassung schon verfahrenmäßig ausgeschlossen,

da es sich ausschließlich um mathematisch darzustellende, blind-not-