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Dadurch ist allerdings auch die Marktformenlehre selbst verlassen, indem
zwischen den Marktformen und den für den Ablauf des Wirtschaftsprozesses
angeblich allein bedeutsamen Verhaltensweisen der Wirtschafter subjektiv
kein zwingender Zusammenhang besteht und die Marktformen damit
bedeutungslos werden.
Die Theorie scheint nun nach einem langen Wege scharfsinnigster Analyse
wiederum bei ihrem Ausgangspunkte, dem radikalen Individualismus der
Klassiker angelangt zu sein: So meint beispielsweise Robert Triffin, die
Gesamtwirtschaft
bestehe
ausschließlich
aus
einzelnen,
nach
Gewinnmaximierung strebenden Firmen („maximierenden Einheiten“), die
untereinander durch die allgemeine Interdependenz des wirtschaftlichen
Geschehens verbunden seien.
Allerdings hat die Lehre bei diesem ihrem geistigen Werdegang das
prekäre Erbe des Historismus aufgenommen, nämlich die Leugnung der
Möglichkeit einer Preistheorie, indem das nur durch Verhaltensweisen
gekennzeichnete Marktgeschehen völlig unbestimmt wird und „die Analyse
sich in eine Kasuistik von einer unübersehbaren Zahl von Einzelfällen
verliert“
1
.
2.
Die W e i t e r e n t f a l t u n g d e r T h e o r i e d e r
V e r h a l t e n s w e i s e n
Die weitere Entfaltung der Theorie der Verhaltensweisen geschieht vor
allem durch folgende Verfasser:
a. Robert Triffin
2
Die Wettbewerbsverhältnisse eines Unternehmens sind nach ihm nicht
von der Marktform, also der zahlenmäßigen Struktur einer Industrie, geprägt,
sondern von der Art ihrer Interdependenz:
(1)
Reines Monopol — der Interdependenz-Koeffizient = 0; der von einem
Unternehmen gesetzte Preis wird durch Preisänderungen anderer
Unternehmen nicht berührt.
(2)
Homogener Wettbewerb — der Interdependenz-Koeffizient =
unendlich; die geringste Senkung des Preises bei einem Unternehmen läßt die
Absatzmenge der anderen auf 0 sinken.
(3)
Heterogener Wettbewerb — der Interdependenz-Koeffizient liegt
zwischen 0 und unendlich; die Änderung des Preises bei einem Unternehmen
beeinflußt die Verkäufe der anderen; bei den Käufern kommen Präferenzen
zur Geltung.
1
Gerhard Stavenhagen: Geschichte der Wirtschaftstheorie, 3. Aufl.,
Göttingen 1964, S. 360 und 362 = GdSw, Bd 2.
2
Robert Triffin: Monopolistic Competition and General Equilibrium
Theory, Cambridge, Mass., 1941.