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Faust, der sich sogar mit dem Teufel verbündet, zuletzt aber weise
und selig wird.
Schließlich ist dieser Gedanke derselbe wie die „ g l ü c k l i c h e
S c h u l d “ (felix culpa) des Augustinus, die sogar in die katho-
lische Liturgie überging!
Daher sagte Eckehart geradewegs:
„Jâ, der reht wêre gesetzet in den willen gotes, der solte niht wellen, die
sünde da er în gevallen was, daz des niht geschehen wêre; . . . sunder als verre
du da mite bist gebunden zuo mêrre minne unde bist dâ mite genidert unde
gedêmüetiget. . .“
1
F.
S i t t l i c h k e i t u n d L e b e n
Im Zusammenhange der mystischen Erkenntnislehre trat schon
der hohe Lebensbegriff hervor, welcher der Eckehartischen Philo-
sophie eigen ist. Es ist natürlich, daß der Lebensbegriff auch in der
Sittenlehre grundlegende Bedeutung hat. Eckehart sagt:
: wêger were ein lebemeister denne tüûsent lesemeister.“
2
Das Leben der Seele ist göttlichen Ursprungs:
„Alse diu sêle dem lîbe wesen gibet, alse ist got der sêle leben.“
3
Eckehart unterscheidet also grundsätzlich das Leben des Geistes
oder der Seele vom Leben des Leibes. Er bestimmt auch wie Platon
das Leben als Selbstbewegung (was nach ihm Fichte als „Selbst-
setzung“ lehrte):
„Waz ist min leben? daz von innen bewegt wirt von im selber. Daz enlept
nit, daz von usen wirt bewegt.“
4
Aus dieser Selbstbewegung und Selbstsetzung folgert Eckehart
wieder großartigerweise eine gewisse innere Selbstgenügsamkeit (wie
wir es nennen dürfen), ein „sunder warumbe“:
1
Pf. 557, 8: Ja, der sich recht in den Willen Gottes begeben hätte, der sollte
nicht wünschen, daß die Sünde, in die er gefallen war, nicht geschehen wäre; . . .
nämlich insoferne, als du damit zu größerer Liebe verpflichtet bist und daß du
dadurch erniedrigt und gedemütigt worden bist.
Eine gründliche Erörterung der theologischen Streitfragen, die sich hier er-
geben, unternahm Otto Karrer in seinem wiederholt angeführten Buche „Meister
Eckehart“, München 1926, S. 327 ff.
2
Pf. 599, 19: Besser wäre ein Lebemeister als tausend Lesemeister.
3
Pf. 109, 32: So wie die Seele dem Leibe Wesen verleiht, so ist Gott der Seele
Leben.
4
Q I 80, 19: Was ist mein Leben? Das, was von innen her, von selber be-
wegt wird. Es lebt nicht, was von außen her bewegt wird.