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lands betrafen! Als Schelling nach Berlin berufen wurde, war die
ganze Stadt in Aufregung und der König selbst wohnte der Antritts-
vorlesung Schellings bei. Die Auseinandersetzung zwischen der
Hegelischen und Schellingischen Philosophie war eine Angelegenheit
des gesamten geistigen Lebens des deutschen Volkes.
Heute ist aber philosophische Bildung zur Sage geworden, ja
unter den Künstlern selbst gibt es nicht einmal mehr eine gründ-
liche Kenntnis ihrer eigenen Klassiker!
Die heute herrschende Meinung, die Kunstphilosophie oder
Ästhetik gehe weder den Künstler noch den die Kunst Genießen-
den an, entspricht ganz einem Zeitalter, welches die höhere Bildung
verlor und sich überall auf die unmittelbare Zweckmäßigkeit ein-
stellt. Diese Meinung ist schon allein durch die Tatsache widerlegt,
daß Goethe und Schiller zeit ihres Lebens über das Wesen der
Kunst und ihre Geheimnisse nachdachten und in Schriften, Dichtun-
gen und Briefen diesen Gedanken Ausdruck gaben. Von Novalis,
Tieck und auch vielen anderen, nicht nur den romantischen Dich-
tern, ist das selbstverständlich und allbekannt.
Mit welcher Sicherheit denn auch diese Abweisung der Kunst-
philosophie heute auftreten möge, noch sicherer ist, daß alle jene,
die sie zu vertreten die Kühnheit haben, einfach in die Schule zu ver-
weisen seien. Denn wenn jemand behauptet, es gäbe keinen Pytha-
goräischen Lehrsatz, widerlegt man ihn am einfachsten dadurch,
daß man ihn in die Schule schickt, wo er ihm beigebracht wird. Die
Schule aber, in welche wir jene Un-Wissenden verweisen müßten,
ist allerdings nicht so einfach zu besuchen — es ist die philoso-
phische. Philosophische Bildung indessen wurde heute zu einem
Seltenheitsgute, gerade auch auf unseren hohen Schulen!
Wir sind ein Volk geworden, dem seine philosophische Bildung
abhanden kam, jene philosophische Bildung, welche unsere Vor-
väter neben den Griechen selbst schufen!
Wer Goethe, Schiller, Novalis liest, wer in eine gotische Kirche
geht, wer die Bilder Grünewalds und Dürers sieht, wer Platon und
Aristoteles, Meister Eckehart, Fichte, Schelling, Hegel, Baader auf-
schlägt — der blickt in eine Welt, die wir verloren! Für die wir
keinen Ersatz haben.
Unsere Welt glaubt nicht an den Geist — sie kennt daher den
Geist nicht.