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verschiedenen Gestaltungsebenen, von denen wir später ausführ-
licher zu sprechen haben, hat ebenfalls verschiedenen Rang. (Ist
z. B. in der Musik Zeitmaß vor Ton, in der Malerei Zeichnung vor
Farbe? — Das sind Vorrangfragen!)
Die Bestimmung der Vorränge ist eine wichtige Aufgabe jeder
philosophischen Kunstlehre.
d . L e i s t u n g
Glied einer Ganzheit ist nur das, was für Bestand und Leben
derselben etwas l e i s t e t . Wie Herz und Lunge für den Organis-
mus, so sind z. B. König und Stände für den mittelalterlichen Staat,
so Erfinder, Unternehmer und Arbeiter für die Wirtschaft von ver-
schiedener „Bedeutung“, das heißt aber, sie l e i s t e n je etwas
Bestimmtes dafür!
Die Kategorie der Leistung ist auch im Gesamtkunstwerke wich-
tig. Das wird z. B. dadurch sinnfällig, daß der einzelne Künstler
teils in der Eingebung, teils in der Zeitgestaltung (Rhythmus), teils
in der räumlich-sinnlichen Ausgestaltung und Verarbeitung seine
„Stärke“ hat, das heißt aber, dort Besonderes leistet.
Zum weiteren Verständnisse kann man auch dasjenige hervor-
heben, was man die w e r k z e u g l i c h e Leistung in einem
Kunstwerke nennen könnte; z. B. ob auf Papier, Pergament,
Wachstäfelchen, ob mit Feder, Tinte, Pinsel, Griffel geschrieben, ob
mit Ölfarbe, Wasserfarbe, Tusche, ob auf Leinwand, Holz usw.
gemalt wird, und vieles andere mehr. Diese und andere technische
Mittel sind bekanntlich für das Schöne nicht gleichgültig: Sie leisten
je etwas Arteigenes dazu! Die geistig-schöpferische und die werk-
zeuglich-ausführende Leistung sind freilich nicht dasselbe; aber
dennoch sind beide Leistungen.
e . E n t s p r e c h u n g
Alles, was in der Ganzheit erscheint, ist kraft der Ebenbildlich-
keit, des Ranges und der Leistung auch mittelbar aufeinander „ab-
gestimmt“, das heißt aber, es e n t s p r i c h t einander. Wie in
einem Betriebe die Stärke der Dampfmaschine auf die Arbeits-