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obwohl ihm nicht wie bei den Mysterienspielen die heilige Sage

noch wie dem altgriechischen Drama die Göttersage und das Schick-

sal den Stoff abgibt, außer der seelischen Natur des Menschen, näm-

lich der Gemüts- und Gesinnungsart (Charakter genannt), noch eine

tiefere Begründung aller, auch der sittlichen Vorgänge in einer ver-

borgenen magisch-metaphysischen Übernatur stattfindet.

Das war zeitgemäß und ist es noch heute. Denn der christliche

Gott ist den Menschen in der neueren Bildung weit mehr in die

Höhe und damit auch in eine gewisse Ferne gerückt. Die Eingebung

haftet daher, äußerlich gesehen, vornehmlich an der Gesinnungs-

und Gemütsart des Helden; aber dies geschieht im Rahmen einer

sittlich-metaphysischen Welt, so daß auch, sei es noch so verborgen,

eine höhere Fügung, ein Schicksal über dem Ganzen schwebt. Da-

durch wurde jene elende Psychologisierung, welche seit dem „Jun-

gen Deutschland“ und Hebbel einriß, vermieden.

Die metaphysisch-schicksalhafte Verankerung bei Shakespeare

tritt deutlich im „ S o m m e r n a c h t s t r a u m“ zutage, wo irdi-

sches Geschehen an überirdisches geknüpft ist.

Ähnlich in „Richard III.“ (Eingreifen der Geister am Schlusse),

wo sich allerdings die folgerichtige Entwicklung aus der Gemüts-

und Gesinnungsart des Helden mehr hervordrängt; indem er sich

bekanntlich gleich anfangs mit den Worten vorstellt: „Ich, um dies

schöne Ebenmaß verkürzt (er ist bucklig) ... Bin nun gewillt, ein

Bösewicht zu werden.“ — Aber selbst dieses Meisterdrama würde

bedenklich einem Kriminalstück naherücken, spielten nicht höhere

Mächte herein, die zuletzt alles entscheiden! Die Geister der Ermor-

deten erscheinen am Schlusse, die Überwelt greift ein (übrigens noch

in anderer Weise).

Ein Beispiel des Gleichgewichtes beider Zusammenhänge ist der

nie genug zu bewundernde „M a c b e t h“. Hier liegt einerseits

eine großartige Eingebung von der Gemüts- und Gesinnungsart,

auf welcher der Cäsarenwahnsinn beruht, vor; andererseits ist von

Anbeginn auch die Uberwelt tätig (man könnte auch Cäsar, Nero,

Napoleon nicht rein seelenkundlich, aus dem Charakter, erklären!).

Das geschieht durch die Hexen, welche gleich anfangs erscheinen.

Wenn man sagt, diese entsprächen nur den Wünschen des siegrei-

chen Feldherrn Macbeth, so ist das nur die Hälfte der Wahrheit,

sogar die geringere; denn obwohl die seelische Entsprechung der