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„So bleich“, da klingt der Schauer der Vergänglichkeit aller Dinge

an; wie auch, um ein anderes Beispiel zu wählen, in den folgenden

Worten Eichendorffs:

Es wandelt, was wir schauen,

Tag sinkt ins Abendrot,

Die Lust hat eignes Grauen,

Und alles hat den Tod.

Dasselbe Bild gibt auch die lebensgeschichtliche Betrachtung der

Gründer und Führer der Romantik.

Die Frühromantik, also die Dichtung der Novalis, Tieck, Wak-

kenroder und der Gebrüder Schlegel, ebenso die Musik Beethovens,

fällt in eine Zeit, in welcher die Aufklärung, der Rationalismus

und Empirismus, ja bereits der Materialismus (staatlich: die Fran-

zösische Revolution) die metaphysischen wie die sittlichen Grund-

lagen des Lebens bedrohten. Es bedurfte besonderen inneren

Aufschwunges, ja geradezu einer inneren Erweckung, um den

Kampf siegreich zu beenden und schließlich das andere Ufer zu

gewinnen. Das G r a b e r l e b n i s d e s N o v a l i s

1

, die große

mystische Schau und E k s t a s e d e s j u n g e n T i e c k , und

manche andere Vorgänge solcher Art, bezeugen zur Genüge die per-

sönlichen Kämpfe, welche mit der Begründung der romantischen

Schule verbunden waren (von den Vorbildern, die in Goethes Wer-

ther, Götz, den Faustfragmenten und den Anfängen des „Wilhelm

Meister“ gegeben waren, dabei ganz abgesehen).

Wer weiß, ob die ganze Bewegung ohne jene zwei wunderbaren,

geheimnisvollen Erlebnisse (Tiecks und Novalis’) nicht ein wenig

ins aufklärerische Fahrwasser gekommen wäre? Allerdings hätte sie

an Goethe, Schiller und Shakespeare immer einen mächtigen Halt

gehabt; ebenso an Fichtes Wissenschaftslehre, welcher bekanntlich

die Gebrüder Schlegel und auch Novalis anhingen und die mitten

ins Metaphysische führte. (Dazu Jakob Böhmes Wiederentdeckung

und anderes.)

Wesentlich ist aber auch dann noch, daß jener ruhige, sichere

Besitz inneren metaphysischen Bewußtseins, der die Klassiker aus-

zeichnete, auch den Bekehrten nicht ohne weitere innere Kämpfe

1

Vgl. Karl Justus Obenauer: Hölderlin, Novalis, Gesammelte Studien, Jena

1925.