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minder aber bezeugen die Werke Handels, Glucks, Haydns, Mozarts

grundsätzlich eine durchgebildete, klare, anschauliche Gestaltung.

Dagegen gehört es geradezu zum Wesen der i c h h a f t - r o -

m a n t i s c h e n Kunst, daß das Schwankende, Ringende, Zwie-

spältige der Eingebungszusammenhänge auch in entsprechend

schwankender, ungewöhnlicher, unerwarteter, ja abenteuerlicher

Gestaltung zum Ausdrucke komme. Freilich gibt es hier auch Aus-

nahmen. Einmal, da die Gestaltung eine arteigene Tat des künstle-

rischen Geistes ist (wie sich oben zeigte); sodann, weil die Ein-

gebungszusammenhänge nicht haarscharf in klassische und roman-

tische geschieden sind, sondern Üb e r g ä n g e stattfinden!

Aus dem Arteigenen der Gestaltung erklärt sich z. B. trotz seiner

romantischen Haltung die innere Formenstrenge B e e t h o v e n s ;

der aber doch in dem Ungewöhnlichen, manchmal sogar Abenteuer-

lichen seiner Gestaltungen auch nach der formalen Seite hin den

Romantiker nicht verleugnet. So auch die verhältnismäßig freien,

nicht immer strengen Formen in Goethes „Faust“, z. B. in den

Monologen. Hier liegt eben das Ringende und Hadernde im Stoffe

selbst, also im Inhalte der Eingebung, obgleich es nicht metaphysi-

scher Unsicherheit (z. B. die Unterbrechung im vierten Satze der

Neunten) entspringt.

Besonders deutlich kommt das Wechselnde, frei Schweifende und

Ringende der Gestaltungsweisen im romantischen Drama zutage.

T i e c k s Märchendramen besonders zeigen in den Entsprechungs-

gestalten und Nebengestalten samt ihren Handlungen ein bunt

wechselndes, ja fast fahriges Bild voll Ungewöhnlichem und Un-

bestimmtem; das geht bis zum Bruchstückhaften. Die größeren

romantischen Leistungen, wie K l e i s t s „Käthchen“ und „Prinz

von Homburg“ (Kleist ist seit seiner Freundschaft mit Adam Müller

zu den Romantikern zu rechnen) oder B e e t h o v e n s u n d

S c h u b e r t s (des Romantikers) Tonwerke sind über solche Män-

gel allerdings hinaus, können aber trotz aller Meisterschaft das

Ungewöhnliche, Sprunghafte ihrer Gestaltungsmittel, wie gesagt,

nicht verleugnen.

Je gegenständlicher der Geistesgehalt des Schönen, desto strenger,

je ichhafter, desto eigenmächtiger wird die Form sein.

G r u n d s ä t z l i c h l i e g t e s a l s o n i c h t a m M a n g e l

a n G e s t a l t u n g s k r a f t d e s K ü n s t l e r s , wenn die ro-