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mantischen Dichter gegen die klassischen an Strenge und Klarheit

der Gestaltung zurückstehen; vielmehr liegt es an der Geistesrich-

tung, am Eingebungszusammenhange, welcher durch die metaphy-

sische Haltung bedingt ist.

So ist es zu erklären, daß wir einen so meisterhaft gestaltungs-

kräftigen Lyriker (in der Lyrik kommen die großen Zusammen-

hänge weniger zur Geltung, das Einzelne kann für sich selbst ste-

hen!) wie M ö r i k e in seinem bestrickenden, geheimnisvollen

„Maler Nolten“ einer ähnlichen Unentschiedenheit und Abenteuer-

lichkeit der Gestaltung anheimfallen sehen wie die anderen Roman-

tiker.

Es scheint uns ein bemerkenswertes Wahrheitszeichen unserer

Begriffsbestimmung des Schönen und, darauf fußend, des Klassi-

schen und Romantischen zu sein, den Unterschied der Gestaltung

zwischen diesen beiden Stilarten, zu dem sonst überhaupt kein

Zugang war, begreiflich zu machen; und zwar samt den Übergängen.

Ist der Eingebungsgehalt des Schönen ichhaft (subjektiv), daher

die Form eigenmächtig und wechselnd; so kann sie s a t a n i s c h

erst dann werden, wenn nicht wahre Eingebung und daraus ge-

schöpftes hohes Streben, sondern vielmehr Unfähigkeit zum Echten,

ja geradezu B o s h e i t , D ä m o n i e , und das ist eben der Sa-

tan i s m u s, den Geist des Künstlers führt! Sogar Virtuosität in

der Formenbeherrschung kann hier nichts helfen. Die erschreckende

Verwilderung des Gestaltlichen in der zeitgenössischen Afterkunst

darf daher bei weitem nicht mit der Romantik, die um das Heilige

kämpft, in Verbindung gebracht werden!

4

4. Rückverbundenheit

Die Grunderscheinung ist hier überraschenderweise: in der ro-

m a n t i s c h e n K u n s t t r i t t d i e m y s t i s c h - r e l i g i ö s e

S e i t e , d a s i s t d i e R ü c k v e r b u n d e n h e i t d e s S c h ö -

n e n , m e h r h e r v o r a l s i n d e r k l a s s i s c h e n ! Dar-

um wirft der Begriff der Rückverbundenheit erst das entscheidende

Licht auf den Gegensatz klassisch-romantisch.

Das Hervortreten des Rückverbindenden ist aber leicht verständ-

lich.