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zugänglich ist; weshalb die äußere Abschilderung der Wirklichkeit,
der sogenannte R e a l i s m u s u n d N a t u r a l i s m u s oder
aber der leere F o r m a l i s m u s , ferner auch entstellender For-
malismus, wie z. B. der sogenannte K u b i s m u s , d i e „ n e u e
S a c h l i c h k e i t “ , d e r D a d a i s m u s und dergleichen die
natürliche Folge sein muß!
An die Stelle der von innen heraus schaffenden, auf dem Grunde
der Eingebung und deren Rückverbundenheit gestaltenden Kunst
tritt eine innerlich l e e r e , eine Scheinkunst, welcher nichts an-
deres übrigbleibt, als durch äußerliche Sachtreue (so der Naturalis-
mus) oder verkünsteltes Formenwesen (so der Kubismus) oder
gesteigerte Sinnenwirkungen (so der Impressionismus mit seinen
abgefeimten Farbenwirkungen) das zu ersetzen, was die echte Kunst
an innerem Aufschwunge leistet.
Wir verstehen nun, daß sich paradoxerweise die naturalistischen
Richtungen und sogar formalistische (wie der Kubismus) „objek-
tiv“, also g e g e n s t ä n d l i c h nennen können!
Sie sind aber nicht gegenständlich oder objektiv in jenem einzig
wahren Sinne, welcher allein echter Kunst würdig ist, nämlich da-
durch, daß sie von der wesengebenden und gestaltenden I d e e des
Dinges und des Geistesgeschehens ausgingen; vielmehr gehen sie vom
Äußeren aus und vermögen ins innere Wesen, in die wahre Gegen-
ständlichkeit nicht vorzudringen.
Gemäß solchem Mangel an Eingebung ist die in sich leere und
gebrochene Kunst meistens die Kunst von Nicht-Könnern. Es ist
aber nicht zu leugnen, daß sich in Zeiten geistiger Verwirrung und
Verarmung nicht selten auch Männer von bedeutenderem äußeren
Können der Schar von Neutönern und Neubildnern aller Art bei-
gesellen. Das äußere Können kann jedoch nur zu Blendwerken füh-
ren, wenn die innere, ideenhafte Schau fehlt; und wenn eine Ein-
gliederung in große metaphysische Zusammenhänge, mangels meta-
physischer Innerlichkeit, nicht stattfindet. Hier kann demnach auch
die allenfalls vorhandene Eingebung nur in unzulängliche, ja kunst-
widrige Geistesinhalte eingegliedert werden; weshalb wir leider
mit Recht auch von „Kunst mißleiteter Eingebung“, das heißt, in
wesenswidrige Geisteszusammenhänge eingegliederter Eingebung,
sprechen.
In diesem Falle hilft das äußere Können nicht darüber hinweg,