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z u d e n v e r s c h i e d e n e n G e s t a l t u n g s m i t t e l n b e -
s t i m m t .
Aus all dem ergibt sich endlich auch ein Beweisgrund gegen
jeden N a t u r a l i s m u s u n d R e a l i s m u s . Denn nicht die
genaue Nachahmung des Äußeren der Naturdinge bringt ihre Na-
turseele zutage, sondern die Eingebung; erst sie vermag das Äußere
als das Kleid der Naturseele zu fassen. Und ebenso dem Menschen
gegenüber. Nicht die genaue Schilderung seines Äußeren ist das
Wesentliche, vielmehr muß die Eingebung vorangehen und das
Geist-Seelische des Menschen erfassen, welches dann zu gestalten
ist. Jede Art von Naturalismus und Realismus ist daher ein Zeichen
künstlerischen Unvermögens, ein Zeichen des leeren Herzens, wel-
ches nicht ins Innere der Dinge vordringt.
IV. Die übrigen Künste
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir noch kurz die übrigen
Künste. Auf sie ist das Vorstehende sinngemäß anzuwenden.
A. Die s c h ö n e G a r t e n k u n s t u n d d i e T a n z k u n s t
Zu den bildenden Künsten gehören noch die s c h ö n e G a r -
t e n k u n s t u n d d i e T a n z k u n s t .
Die schöne G a r t e n k u n s t kann als eine Art von Baukunst
bezeichnet werden; allerdings mit der Einschränkung, daß im we-
sentlichen vorgegebene Erdgestaltungen, Witterungen, Werkstoffe,
Entwicklungsmöglichkeiten der Pflanzen und ähnliches für die Gar-
tenkunst maßgebend sind, also weit eingeschränktere Wirkungs-
möglichkeiten. Dagegen ist die Verbindung mit anderen Künsten
bis zu einem gewissen Grade möglich, indem Bauwerke, Gemälde,
Bildnereien, Sinnsprüche, sogar Tongeräte — man denke an die
Windharfen der Romantik — angebracht und mit dem Ganzen in
Bezug gesetzt werden können.
Im weiteren Sinne gehört auch die T a n z k u n s t zu den bil-
denden Künsten. Ihr Stoff ist der menschliche Leib selbst. Um sie