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dinge nannte — „Leben atme die bildende Kunst“ — nennen wir

in diesem Zusammenhange das „Vorsinnliche“, „Vorstoffliche“,

„Vorzeitliche“, „Vorräumliche“ der Naturdinge, wir können auch

kurz sagen, ihre N a t u r s e e l e . Diese Naturseele ist gerade das,

was sich in dem Wasser, dem Kristalle, den Bergen und Tälern ver-

räumlicht, verstofflicht, verzeitlicht (wie ich das in meiner „Natur-

philosophie“ näher auseinandersetzte).

Stellt die bildende Kunst diese Naturseele an den D i n g e n

selbst dar, dann ist sie Naturmalerei, Naturbildnerei, Naturbau-

kunst (nämlich sofern sie durch die Werkstoffbeschaffenheit wirkt).

Stellt sie aber den M e n s c h e n dar, was sie freilich mittels der

Naturdinge, der Leiblichkeit, tun muß, dann ist es nur mittelbar

die Naturseele des Stoffes, mit der sie arbeitet; was sie anstrebt,

ist vielmehr, die Innerlichkeit des Menschen selbst darzustellen.

Aber sie muß es von der N a t u r s e i t e her tun!

Der höchste Gegenstand der Dicht- und Tonkunst ist der Mensch

und die Gottheit; der höchste Gegenstand der Malerei und Bildne-

rei, mittelbar auch der Baukunst, ist ebenfalls der Mensch und die

Gottheit.

Das Wesentliche, bisher in der Kunstphilosophie Übersehene ist

nun, daß die bildenden Künste das Innere des Menschen durch

solche leibliche Gebilde darstellen, w e l c h e s e l b s t e i n e I n -

n e r l i c h k e i t h a b e n , i h r e N a t u r i n n e r l i c h k e i t

o d e r N a t u r s e e l e . Der übersinnliche Strahlenglanz im Auge

der Dresdener Madonna Raffaels, das unenträtselbare Lächeln der

Mona Lisa Leonardos — wäre als Gestaltung einer Innerlichkeit

des Menschen nicht verwendbar, wenn Licht, Farbe und Raum-

zeichnung nicht eine eigene Naturinnerlichkeit hätten, die als Un-

terlage und Werkzeug für die Darstellung der höheren Innerlichkeit

des Menschen geeignet wäre!

Wir können das die F r a g e d e r E i g n u n g der Ausdrucks-

oder Gestaltungsmittel der Künste, namentlich der bildenden Kün-

ste, nennen: Wie kommen Raum, Licht, Farbe, Sinnlichkeit, Stoff-

lichkeit dazu, den Künsten als Gestaltungsmittel zu dienen, w i e

v e r m ö g e n d i e K ü n s t e m i t e i n e m b l o ß Ä u ß e r -

l i c h e n e i n I n n e r e s a u s z u d r ü c k e n ?

Wir stießen bei der Unterscheidung der mannigfaltigen Gestal-

tungsebenen der Künste bereits auf diese Frage und nannten dort