„Schulsozialarbeit in Österreich“, Status, Zwischenbilanz und Perspektiven
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Die vorliegenden Forschungsbefunde verweisen darauf, dass die
„Betreuungsverhältnisse“ an den Schulen sehr unterschiedlich sind und zumindest
die Mehrheit der Projekte über Kooperationsvereinbarungen verfügen (ein Drittel
nicht). Als Probleme der Schulsozialarbeiter/innen erweisen sich zum Teil zeitliche
Probleme, eine geringe Präsenz an den Schulen sowie unzureichende
Kooperationsstrukturen in den Schulen. In der Umsetzung von Schulsozialarbeit
kristallisieren sich unterschiedliche Erwartungen und Praxen heraus. Im Fokus der
Schulsozialarbeiter/innen selbst stehen offensichtlich die Schüler/innen und mit
etwas Abstand die Eltern. Inwiefern Lehrer/innen und Familien zu den
Zielgruppen gehören, wird offenbar vor Ort sehr unterschiedlich beantwortet. Die
(an sich anvisierte) aufsuchende Arbeit fällt eher gering aus. Die vorliegenden
Wirkungsbefunde deuten auf eine positive Bewertung der Schulsozialarbeit bei
Schülern, Lehrern und Eltern, einen deutlichen Ausbau der Kooperation mit
Lehrer/innen sowie eine Breitbandfunktion der Schulsozialarbeiter/innen als
Ansprechpartner/innen, Vermittler/innen, Entlastungsakteure, Förderer und
Problemverringerer hin. Insgesamt werden mehr Mädchen erreicht. Die anvisierte
Verringerung von Schulabsentismus/Schulabbruch wird offenbar nur begrenzt
erreicht.
5. Fazit
Im Folgenden sollen aufbauend auf die vorangegangenen Ausführungen einige
abschließende Empfehlungen zur Schulsozialarbeit in Österreich für
unterschiedliche Akteursgruppen formuliert werden. Auf der Steuerungsebene
(Bund und Länder) müssten m.E. in den kommenden Jahren a) Diskussionsräume
zur Verständigung auf ein präventives und bildungsbezogenes Konzept,
Angebotsprofil und Begriffsverständnis (alle Schüler/innen) bereitgestellt, b)
Mindeststandards festgelegt und finanziell abgesichert werden (Personal, Räume,
Präsenz, Sachmittel, Kooperation…), c) tragfähige Kooperationsstrukturen
zwischen dem Bildungs‐ und Sozialbereich und eine stabile Rechts‐ und
Finanzierungsgrundlage abgesichert werden, d) eine Rollenklärung zwischen
Schulsozialarbeiter/innen, Schulpsycholog/innen und Beratungslehrer/innen u.a.
erreicht werden, e) eine Grundlagenforschung, Selbstevaluation und
professionsbezogene und professionsübergreifende Fortbildung angeregt
werden.
Bei den Gemeinden, Projektträgern und Schulsozialarbeiter/innen geht es vor
allem um a) systematische Bedarfsanalysen, Konzeptentwicklung und
Kooperationsstrukturen, b) eine Förderung der Sozialisation von Kindern und
Jugendlichen statt Problembehandlung, c) eine strukturelle Verknüpfung der
Schulsozialarbeit mit dem vorhandenen schulischen und außerschulischen
Unterstützungssystem, d) eine regelmäßige Dokumentation und
multiperspektivische Selbstevaluation der Arbeit der Schulsozialarbeiter/innen, e)
eine Vereinbarung von Prozessabläufen zwischen den Beteiligten und die
Absicherung von Mindeststandards (Freiwilligkeit) sowie f) die Ermöglichung einer
Vernetzung und eines Austausch der Schulsozialarbeiter/innen. In der Ausbildung
und Forschung würde es m.E. vor allem um a) eine stärkere Integration des
Themas Schulsozialarbeit und der Systeme in die Ausbildung und Forschung, b)
eine theoretische und konzeptionelle Weiterentwicklung der Kooperation und
Schulsozialarbeit, c) eine offensive Einbringung des Themas Schulsozialarbeit in
den schulischen und sozialpädagogischen Fachdiskurs, d) die Umsetzung von
fundierten Begleit‐, Vergleichs‐ und Wirkungsstudien sowie e) eine intensivere
Verständigung zwischen den Forscher/innen gehen.
Sehr
unterschiedliche
Betreuungs‐
verhältnisse
Eher geringe
aufsuchende
Arbeit
Frage des
Erreichens von
Verringerung
Schulabsentismus
Empfehlungen zur
Schulsozialarbeit
in Österreich
Präventiv,
bildungs‐
bezogenes
Konzept,
Kooperations‐
strukturen,
Rollenklärung,
Grundlagen‐
forschung
Bedarfsanalysen
Förderung von
Sozialisation
Integration von
Schulsozialarbeit
in den schulischen
Fachdiskurs