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III. Die Einheit der Anstalten oder der Staat

Wie überall, so steht auch hier am Anfange die Scheidung der

individualistischen und universalistischen Auffassung mit ihren

Entsprechungen, der empiristischen und idealistischen.

A. Das W e s e n d e s S t a a t e s

1 . D e r S t a a t n a c h e m p i r i s t i s c h e r

u n d i n d i v i d u a l i s t i s c h e r A u f f a s s u n g

Der Empirismus ist eine Erklärung geistiger Erscheinungen, vor-

nehmlich des Denkens, und zwar aus dem Stoffe der Erfahrung, den

Sinnesempfindungen (Sensualismus)

1

. Der Staat aber gehört dem

Bereiche des Handelns an. Man kann daher nur im abgeleiteten

Sinne von einer empiristischen Auffassung des Staates sprechen;

nämlich in der Weise, daß der Empirismus, da er schon alles Gei-

stige sensualistisch, relativistisch, militärisch erklärt, um so mehr

auch das Handeln, und demnach dessen vornehmsten Bereich, den

Staat, nicht etwa sittlich-religiös, sondern rein äußerlich, utilita-

risch, werkzeuglich, relativistisch erklären muß. Nach der Auffas-

sung aller empiristischen Lehrer ist daher der Staat eine äußerliche

Einrichtung zum äußeren Nutzen, zur „Wohlfahrt“, zur gegenseiti-

gen Hilfe einzelner oder aller Menschen (was Platon im Hinblick

auf die Sorge für die leiblichen Bedürfnisse einen „Schweinestaat“

nannte

2

). Der Staat soll wie ein Naturgegenstand „psychologisch-

genetisch“ erforscht werden. Diese Auffassung kann der Empirismus

nur durchführen, indem er sich schließlich auf individualistische

Staatserklärungen stützt.

Der empiristischen Auffassung entspricht die individualistische

Erklärung von der gesellschaftlichen Natur und Entstehung des

Staates, die uns bereits bekannt, daher hier nur in Erinnerung zu

rufen ist.

Nach der bezeichnendsten individualistischen Erklärung, der V e r t r a g s -

l e h r e , kann man das Wesen des Staates am besten finden, wenn man die Men-

1

Vgl. oben S. 121 f.

2

Platons Staatsschriften, griechisch und deutsch von Wilhelm Andreae, TI 2:

Der Staat, Jena 1925, 372d, S. 133 (= Die Herdflamme, Bd

6

).