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tigt. Er hat ihr mehrere grundsätzliche Untersuchungen gewidmet
4
.
Spann anerkennt die Fruchtbarkeit des Gegensatzes aus der dialek-
tischen Natur des Seins (im Verhältnis zum Nichtsein). Aber diese
Fruchtbarkeit ist begrenzt. Sie kann jedenfalls nicht die Gegensätze
zwischen Wahrheit und Irrtum erfassen. Fruchtbar ist der Gegensatz
nur als Spannung zwischen Entsprechungsstörungen in der Entfal-
tung der Ganzheiten, also als Spannung zwischen Vollkommenheit
und Unvollkommenheit, die sich zu Konflikten zwischen Gut und
Böse steigern kann. Fruchtbarer als der Gegensatz aber sind die
Gemeinschaft, die Liebe, das Erlebnis der gemeinsamen Rückver-
bundenheit in derselben Mitte.
Es würde dem Geiste der Philosophie Spanns vielleicht mehr ent-
sprechen, den Erkenntnisweg mit den Versenkungswegen der mittel-
alterlichen Mystik zu vergleichen. Spann versucht es, den Weg der
Versenkung im „Philosophenspiegel“ an Platons Höhlengleichnis
aus der „Politeia“ zu zeigen. Darum bildet das Höhlengleichnis
auch das längste Zitat im „Philosophenspiegel“. In der Tat vermag
gerade dieses Gleichnis Platons am besten die Schwierigkeiten, ja
geradezu die tragische Seite jeder Erkenntnis zu erklären. Der wahr-
haft Erkennende gerät in Konflikt mit seiner Umgebung; die Menge
glaubt ihm nicht. Zuletzt wird der Philosoph verfolgt. Neben der
Tragik der Erkenntnis zeigt uns dieses Gleichnis auch die Bösartigkeit
der Ignoranz. Ohne deren Erkenntnis kann die Geschichte der Philo-
sophie nicht verstanden werden.
Die Erklärung des Gleichnisses schließt mit folgender Würdigung:
„In diesem Gleichnisse offenbart sich die göttliche Meisterschaft
Platons. Dem Außenstehenden gibt es ein ... Bild der Ideen-, Erkennt-
nis- und Sittenlehre; aber dem Eingeweihten schildert es, was sonder-
barerweise bisher nicht bemerkt wurde, den Weg m y s t i s c h e r
V e r s e n k u n g u n d d e r R ü c k k e h r a u s i h r i n d i e
W e l t . . . Abermals zeigt uns dieses Gleichnis Platon als Ekstatiker
und beweist uns ganz allgemein die mystisch- r e l i g i ö s e n Wurzeln
4
Vgl. Kämpfende Wissenschaft, Bd 7, 296 ff., 309 ff. und 315 ff.; Kategorienlehre,
Bd 9, 368 ff.; Der Schöpfungsgang des Geistes, Bd 10, 32 ff. und 291 ff.; Geschichtsphilo-
sophie, Bd 12, 30 ff., 120 ff. und 188 ff.; Philosophenspiegel, Bd l3, 294 ff.; und viele
andere Stellen.