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Bei Spann war die Erkenntnis entscheidend, daß die Teile nicht
vor der Zusammensetzung schon bestehen, vielmehr erst aneinander
werden, in Gegenseitigkeit werden. Oftmals wurde das von Spann
gebrauchte Kunstwort „Gezweiung“ als organismisch und viel-
leicht auch als etwas esoterisch bekrittelt. Aber gerade dieses Kunst-
wort entkleidet den vielfach gefühlsbeladenen und außerdem zur
Annahme eines durchgängig harmonischen Charakters verführenden
Gemeinschaftsbegriff gewisser Gefahren. Gezweiung als Gegen-
seitigkeit muß nicht nur friedlich-harmonisch sein, vielmehr durch-
aus auch gegensatz- und spannungsreich. Wesentlich ist: wenn die
Grundtatsache allen gesellschaftlich-geistigen Geschehens Gezwei-
ung gleich geistige Gegenseitigkeit ist, dann ist jeder Teil dieses
Geschehens Glied, und das Geschehen selbst, eben die Gezweiung,
hat ganzheitliches Gepräge.
Das war der grundlegende, verfahrenmäßig allein entscheidende
analytische Befund, der Spann über die bisherigen Gemeinschafts-
lehren hinaus zu einem neuen, eben dem ganzheitlichen Verfahren
hinführte.
Dem Empirismus als der vorherrschenden Verfahrenslehre für
den Bereich des endlichen Seins war lediglich die Kategorie der
Kausalität geläufig, also der sinnfreien Abfolge, wonach auf das
antecedens, das ist das vorausgehende A, das Consequens, das ist
das nachfolgende B, z. B. auf die Erwärmung die Ausdehnung,
kommt.
Das ganzheitliche Lehrgebäude und Verfahren stellt dieser Ur-
sächlichkeit einen vielfältigeren K o s m o s v o n K a t e g o r i e n
gegenüber. Spann selbst erprobte seine Lehre in vier Bereichen:
in der Nationalökonomie,
in der Gesellschaftslehre,
in der Verfahrenlehre
und in der Philosophie.
Die tragenden Begriffe der Ganzheitslehre sind nun:
(1) Der Begriff der Ganzheit und jener der Ausgliederung.
(2) Der Begriff der Rückverbundenheit; vermittelt im Bereiche des
endlichen Seins, also der Erfahrung, die Anknüpfung des Ausgeglie-
derten an die Ganzheit und im Bereiche des Überendlichen die An-
knüpfung an die höchste Ganzheit.