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gegeben, nicht bedeutungslos. Sie vergewaltigen die Wirklichkeit
nicht, vielmehr bieten sie die Möglichkeit, sie zergliedernd zu durch-
dringen. Vor allem aber bieten sie die Gewähr, daß nichts bei der
Zergliederung vergessen wird; weder in der wissenschaftlichen Ana-
lyse noch in der praktisch-handelnden Betreuung, also beispiels-
weise in der Wirtschaftspolitik.
Ebensowenig sind die Vorranglehren, die Spann für die verschie-
denen Bereiche entwickelt hat, eine theoretische Spielerei. Kommt
doch dem Vorrangigen eine wesentliche Stellung zu — bei aller
Unentbehrlichkeit des Nachgeordneten. Außerdem ist naheliegen-
derweise Störung des Vorrangigen, z. B. Fehlleistung im Geldwesen,
von besonders krisenhaften Folgen begleitet. Die Erkenntnis der
Vorrangverhältnisse bringt so z. B. Entscheidendes auch für die
Konjunktur-, Krisen- und Wachstumspolitik in der Wirtschaft. Oder
der Architekt, der ein Gebäude plant, muß die Ausgliederungs-
ordnung von dessen Verrichtungen kennen; der Arzt, der an das
Krankenbett tritt, jene des menschlichen Organismus.
Zur weiteren und abrundenden Erläuterung bzw. Beantwortung
der vorhin gestellten Frage nach der praktischen Bedeutung der
ganzheitlichen Kategorien sei auf eine entscheidende Stelle aus der
„Ganzheitlichen Logik“ verwiesen, wo es heißt (Bd 17, 264 f.):
„Die Begriffe echter Ganzheiten, das ist aller geistigen, gesellschaftlichen
(einschließlich der wirtschaftlichen) und auch der organismischen Gegenstände,
haben ein nur ihnen eigenes Gepräge. Dieses ist durch die Darstellung des Ge-
genstandes in seiner G l i e d e r u n g bestimmt und schließt wieder in sich:
(1) Der Gegenstand wird entweder nach seinem S t u f e n b a u oder nach
seinen T e i l i n h a l t e n , das heißt nach seinem Sachgehalte dargestellt;
beide zusammen bilden die Darstellung der A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g .
(2) Die Teilinhalte werden nach ihren L e i s t u n g e n bestimmt.
(3) Stufenbau und Teilinhalte werden von den ganzheitlichen Begriffen
ihrem R a n g e nach dargestellt. Der ,Rang‘ ist kein willkürlicher, sondern
findet (a) in der Höhe der Stufen, (b) in der Ganzheitsnähe der Teilinhalte
(Sachgehalte, Merkmale) seinen objektiven Maßstab, also seinen Maßstab im
Gegenstande selbst! . . .
Jede echte ganzheitliche Wissenschaft ist daher: Lehre von der Ausgliederungs-
ordnung, von den Leistungen und von den Vorrängen“.
Das Gemeinsame aller echten Ganzheiten sind die Hauptkate-
gorien: Ausgliederung, Rückverbundenheit, Umgliederung (Entfal-
tung in der Zeit), Ausgliederungsordnung nach Teilinhalten, Stufen