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zelausführung die wahrhaft bedeutende Leistung, die hier vorliegt,

wenigstens einigermaßen erkennen lassen.

Müssen wir solchermaßen der Problematisation Gottls an sich

rückhaltlose Anerkennung zollen, so haben wir hinsichtlich des

Verhältnisses der beiden Ausgangspunkte — Verhältnis der Teile

zueinander und zum Ganzen, oder: Bestimmungen über die Mög-

lichkeit einer Wissenschaft darüber überhaupt — ein Wort der

Rechtfertigung und Aufklärung zu sagen. Unser Problem der Kon-

struktion des Systems der Objektivationssysteme liegt allerdings

sozusagen d i e s s e i t s der erkenntnistheoretischen Selbstbesin-

nung; aber es ist dennoch innerhalb der Voraussetzung, daß Sozial-

wissenschaft überhaupt möglich sei, als selbständiges Problem mög-

lich. Und zwar in einem k r i t i s c h e n Sinne (innerhalb dieser

Grenze) dadurch, daß die Untersuchung des Verhältnisses der Teile

zum Ganzen n o t w e n d i g (dies wird im IV. Kapitel noch dar-

getan werden) auf eine P r o b l e m a t i s i e r u n g d e s G a n -

z e n a l s s o l c h e n hinausläuft, und auf eine Frage darnach,

unter welchen Bedingungen „Gesellschaft“ als solche steht (formaler

Gesellschaftsbegriff). Ist also eine wissenschaftliche Behandlung von

„Gesellschaft“ überhaupt möglich — d i e s wird allerdings voraus-

gesetzt, und d i e s e Voraussetzung generell zu untersuchen unter-

nimmt allein die erkenntnistheoretische Selbstbesinnung — so ist

die selbständige und kritische Behandlung unseres Problems gleich-

falls möglich.

Was die (— bisher leider nur fragmentarisch vorliegende —) Ein-

zelausführung des Programms von Gottl anbetrifft, so müssen wir

uns in diesem Zusammenhange auf folgende Andeutungen be-

schränken.

Die Nationalökonomie nimmt gemeinsam mit den historischen

Wissenschaften eine (erkenntnistheoretische) Sonderstellung unter

den Wissenschaften ein, weil ihr Gegenstand die eigenartige, zwi-

schen Seelenwelt und Natur gelegene Welt des H a n d e l n s ist

1

.

1

Vgl. Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft des Wortes, Unter-

suchungen zur Kritik des nationalökonomischen Denkens, Jena 1901, S. 70. —

Ferner kommen von Gottls Schriften in Betracht: Die Grenzen der Geschichte,

Leipzig 1904 und neuestens die Artikelreihe: Zur sozialwissenschaftlichen Be-

griffsbildung, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Bd 23 und 24,

Tübingen 1906 und 1907. — Die obige Skizze folgt der „Herrschaft des Wortes“;