106
S t r e b e n i n d e r W u c h t s e i n e r E r f ü l l u n g z u s t e i -
g e r n w e i ß , k r a f t d e s D a s e i n s e i n e r M e h r h e i t
v o n H a n d e l n d e n “
1
. — „Not und Macht... stellen die bei-
den Brennpunkte vor, von denen alle seitlichen Zusammenhänge im
Handeln ausstrahlen. Wie sich das .. . Auseinander der Handlungen
aus den strebigen Zusammenhängen spinnt, so das Wegeneinander
aus den n o t b e d u n g e n e n , das Miteinander aus den m a c h t -
b e d i n g e n d e n , Ein Dreierlei der Zusammenhänge, von denen
das lebendige Flechtwerk des Alltags . . . gewoben wird.“
2
Grundverhältnisse wie „Not“ und „Macht“ (die man etwa als die
prinzipiellen „wirtschaftlichen“ und „gesellschaftlichen“ Phänomene
ansprechen könnte) sind aber doch nur sozusagen g e d a c h t e
P o l e im ungeteilten Allzusammenhang des Geschehens. Denn
eigentlich auflösbar, in G e b i e t e auflösbar, ist der Allzusammen-
hang des Handelns nicht. Gottl spricht von einem „Wahn der Ge-
biete“
3
. „Dem Gedanken, daß die Nationalökonomie eine Sonder-
wissenschaft sei, weil sie ... vor einem Ganzen wirtschaftlicher
Handlungen stünde, bin ich von vornherein entgegengetreten. Da-
von kann nicht die Rede sein . .. Nur mehr die Möglichkeit einer
U n t e r t e i l u n g d e r s c h i l d e r n d e n W i s s e n s c h a f t
(die im Gegensatze zu einer berichtenden steht) steht hier in Frage.
Den Anlaß zu ihr könnten jedoch keine „Gebiete“ geben, die sich
irgendwie in der S a c h e trennten.“
4
Die Trennung in Gebiete,
wie „Wirtschaft“ und „Gesellschaft“, könnte nur den Sinn einer
Trennung im G e s i c h t s p u n k t e haben, sie entspringen sozu-
sagen aus B e q u e m l i c h k e i t unseres Denkens
5
. — Gebiete,
die verschiedenen Gesichtspunkten im E r k e n n e n entspringen,
sind z. B. in Gegenüberstellungen, wie „Kunst" und „Wirtschaft“,
gegeben. „Ein ,Gebiet' wie das Wirtschaftsleben' hat nicht im ent-
ferntesten die Würde des ,Rechtslebens', des ,Sittenlebens', des
,Kunstlebens' der Menschheit, die wir aus dem gültigen Grunde vor
1
Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft des
Wortes, a. a. O., S. 82.
2
Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft
des Wortes,
a. a.
O.,
S. 82 f.
3
Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft
des Wortes,
a. a.
O.,
S. 160.
4
Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft des Wortes, a. a. O., S. 161.
5
Vgl. dazu Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft des Wortes,
a. a. O., S. 161 und 166.