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z e l n e n i n d e r V i e l h e i t

1

, i s t d i e G e m e i n s c h a f t der

Menschen.

Da nun das Einzelleben ohne diese Gemeinschaft ein unlösbarer

Widerspruch ist, und da dennoch diese Gemeinschaft ... nicht durch

den Einzelnen hergestellt werden kann, sondern unabhängig von

seiner Willkür durch das Wesen der persönlichen Bestimmung als ein

absolut Notwendiges gegeben ist, so muß man dieselbe ebensowohl

wie den Einzelnen als eine s e l b s t ä n d i g e F o r m d e s L e -

b e n s überhaupt anerkennen. Das ist schwierig für den Verstand,

aber es ist durchaus notwendig. Es ist für uns zunächst gleichgültig,

ob man sich das Dasein der Gemeinschaft ... als entstanden aus dem

einzelnen, oder die einzelnen als hervorgehend aus der Gemeinschaft

denkt. Wir bleiben bei der Tatsache, daß dieselbe ein s e l b s t ä n -

d i g e s D a s e i n hat.

Diese Gemeinschaft nun . . . , aus dem Wesen der Persönlichkeit

heraus begriffen, kann in diesem ihrem selbständigen Dasein kein

der Persönlichkeit Ungleichartiges sein. Sie muß . . . s e l b e r e i n

p e r s ö n l i c h e s L e b e n sein. — Jedes persönliche Leben nun

... trägt in sich die Notwendigkeit ... seine Bestimmungen ...

durch sich selbst zu setzen. Die Kraft, welche diese Selbstbestim-

mung vollzieht, ist der W i l l e . . . Durch den Willen ist jedes per-

sönliche Leben in s i c h e i n e E i n h e i t . — Ist nun die Ge-

meinschaft ein selbständiges ... und ist sie ein persönliches ... Le-

ben, so muß sie ... einen s e l b s t ä n d i g e n W i l l e n haben.

— Ein solcher selbständiger Wille ist in dieser Gemeinschaft das, was

wir den S t a a t nennen ... (Der Staat ist) die als Wille und Tat

in ihrer Persönlichkeit auftretende Gemeinschaft der Menschen .. .“

2

Auf Grund dieser Entwicklung des Gemeinschafts- und Staats-

begriffes werden nun die beiden anderen Gebiete: Güterwesen und

Gesellschaft abgeleitet:

„Diesem Begriffe [des Staates] fehlt offenbar etwas ... Betrach-

ten wir den Inhalt des Begriffes von Wille und Tat so ist es klar,

daß der Wille an sich nur die Möglichkeit und Macht der Selbst-

bestimmung ... (ist). Zwischen diesen einzelnen [Selbstbestim-

1

Im Original nicht gesperrt.

2

Lorenz von Stein: Der Begriff der Gesellschaft und die soziale Geschichte der

französischen Revolution, 2. Aufl., Leipzig 1855, S. XIII—XV.