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Diese Welt des Handelns ist somit überhaupt Gemeinbesitz mehre-
rer Disziplinen, welche sich, trotz der Einerleiheit ihres Stoffes, nur
ihres verschiedenen Gesichtspunktes wegen voneinander absondern
(z. B. Geschichte und Nationalökonomie). Die selbständige Stellung
der Nationalökonomie gründet sich daher nicht auf ein nur ihr
eigentümliches stoffliches „ G e b i e t “ , das etwa als „Wirtschaft“
dem „Staate“ usw. prinzipiell gegenüberträte
1
. Die einheitliche, er-
lebte Welt des Handelns zerfällt vielmehr überhaupt nicht in be-
sondere prinzipielle „Gebiete“, wenn sie unter einem gleichen Ge-
sichtspunkte der Erkenntnis betrachtet wird.
In diesem Sinne geht Gottl davon aus, „Formeln für die Erkennt-
nis des Alltages“ zu suchen
2
. — Der Alltag ist in der erlebten, allzu-
sammenhängenden, ungeteilten Welt des Handelns beschlossen. Das
Handeln verknotet sich in dreierlei Weisen: im strebigen Zusam-
menhange oder Auseinander, in seitlichem Zusammenhange oder
Wegeneinander (— „die Art, wie sich Handlungen, die g a n z
v e r s c h i e d e n e n S t r e b e n antworten, wechselseitig bedin-
gen, auch wenn sie nicht gleichzeitig vollzogen werden“ —); end-
lich laufen Handlungen ganz verschiedenen Ursprungs nebeneinan-
der her, das Miteinander der Handlungen
3
.
Um „Formeln für die Erkenntnis des Alltages“ zu gewinnen, gilt
es, auf die „letzten Tatbestände, denen sich unser Handeln anbe-
quemt“, zurückzugehen. Eine Besinnung ergibt, daß hier zwei
Grundverhältnisse obwalten. Das eine Grundverhältnis ist die
N o t , die Erscheinung, daß unser Können nicht Schritt hält mit
unserem Wollen. Das andere ist die M a c h t ; es bringt sich zum
Ausdruck, „mit der Art und Weise, wie s i c h d a s e i n z e l n e
auf die neuen Arbeiten, die auch noch nicht abgeschlossen vorliegen, konnte leider
nicht mehr Rücksicht genommen werden. Die erkenntnistheoretischen G r u n d -
gedanken sind übrigens die gleichen geblieben.
1
Vgl. Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft des Wortes, Unter-
suchungen zur Kritik des nationalökonomischen Denkens, Jena 1901, S. 71 und
öfter.
2
Vgl. Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft des Wortes, a. a. O.,
S. 68. — Es sei bemerkt, daß der nachstehend andeutungsweise mitgeteilte Ver-
such, den Gottl hierüber vorgelegt hat, als eine bloße E x e m p l i f i k a t i o n
oder P r o b e jener „Theorie vor den Tatsachen“ aufzufassen ist, die erkenntnis-
theoretisch postuliert wurde.
3
Vgl. Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft des Wortes, a. a. O.,
S. 78 f.