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Angesichts dieses dialektischen Aufbaues des Gedankenganges sind

wir berechtigt, jede formal-logische Kritik zu übergehen. Es kommt

also nur auf die inhaltlich wertvollen Elemente an. Da ist nun als

wesentlich festzuhalten: daß die von Stein nebeneinander gestellten

drei Erscheinungskreise durchaus, und zwar sogar in verschiedener

Weise auf N o t w e n d i g k e i t e n d e s H a n d e l n s aufgebaut

sind, welcher Sachverhalt ja zunächst durch die dialektische Methode

ganz verhüllt ist, womit aber die innere Richtigkeit der letztlich

zugrunde liegenden Problematisation deutlich zutage tritt. Das

Güterwesen beruht unmittelbar auf der Notwendigkeit der Unter-

werfung des äußeren Daseins, die „Gesellschaft“ hingegen auf Ab-

hängigkeitsverhältnissen, in welche die Menschen i n f o l g e d e s -

s e n untereinander geraten, ist also nicht mehr primärer, sondern

a b g e l e i t e t e r Natur; der Staat ferner wird nur als notwen-

diger Ausdruck der prinzipiellen Selbständigkeit des Gemeinschafts-

lebens, also aus einer ganz anderen Sphäre, abgeleitet. Das Gemein-

schaftsleben selbst wird wieder rein dialektisch aus dem Wider-

spruche von der Unzulänglichkeit des Einzeldaseins gegenüber sei-

ner Aufgabe hergeleitet. Sehen wir von dieser dialektischen Herlei-

tung ab, so ergibt sich folgende Tafel der sozialen Erscheinungen:

Gesellschaft“ und „Staat“ entfaltet. „Familie“ und „Gesellschaft“ sind also ganz

wie bei Stein nur als dialektische Vorstufen des „Staates“, dieser Vollendung der

sittlichen Idee, betrachtet. „Gesellschaft" umfaßt bei Hegel das System der Be-

dürfnisse, die Rechtspflege, die sozialen Funktionen der Polizei und der Kor-

porationen. — Uber die B e z i e h u n g e n

d e r

G e s c h i c h t s p h i l o -

s o p h i e d e s d e u t s c h e n I d e a l i s m u s z u r S o z i a l p h i l o s o p h i e

überhaupt vgl. die ausgezeichneten Darlegungen von E m i l L a s k : Fichtes

Idealismus und die Geschichte, Tübingen 1902 (besonders das Kapitel: Die

methodologischen Beziehungen zwischen Geschichte und Gemeinschaft, S. 240 ff.)

— Mit besonderem Nachdrucke möchte ich hier ferner auf S c h l e i e r -

m a c h e r s Lehre von den Formen des menschlichen Gemeinschaftslebens hin-

weisen. (Friedrich Schleiermacher: Entwurf eines Systems der Sittenlehre, heraus-

gegeben von Albert Schweitzer, Berlin 1835).

8 Wirtschaft und Gesellschaft