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des Begriffs der „bürgerlichen Gesellschaft“ durch H e g e l . Da
Schlözer, der seinen Gedanken selbst nicht weiter verfolgte, unbe-
achtet blieb, so l i e g t b e i H e g e l d i e e i g e n t l i c h e P r i o -
r i t ä t f ü r d i e s e L e h r e . Daß Stein im Innersten aus Hegel
geschöpft hat, ist durch den oben nachgewiesenen dialektischen Auf-
bau seines ganzen Gedankenganges schon gegeben; daß auch Mohls
Gedankengang, wenn auch vielleicht unbewußt, in Hegel wurzelt,
kann, trotz seiner heftigen und gereizten Polemik gegen Hegel
1
,
nicht bezweifelt werden. Man muß sich nur vor Augen halten, daß
seit Hegel die Bearbeitung dieses Begriffes überhaupt nicht zur Ruhe
gekommen ist! Ganz besonders muß da auch auf H e r b a r t
2
ver-
wiesen werden, der das Wesen der Gesellschaft in der Vereinigung
des Willens mehrerer zu einem gemeinsamen Zwecke sah, und sie
so dem Staate, der Macht-Zusammenfassung der Gesellschaft, gegen-
überstellte. Von Herbart ging das Problem vor allem auf die ältere
V ö l k e r p s y c h o l o g i e ( M o r i t z L a z a r u s u n d H e y -
m a n n S t e i n t h a l ) über. In diesem Zusammenhange ist auch
ein neuerer Schriftsteller T h e o d o r K i s t i a k o w s k i zu nen-
nen, der die Erscheinungen des Gemeinschaftslebens in die der Ge-
sellschaft im engeren Sinne und des Staates auseinanderlegt
3
. Ferner
ist zu verweisen auf S c h l e i e r m a c h e r
4
. Dieser unterscheidet
das H a n d e l n a l s e i n o r g a n i s i e r e n d e s (etwa im Sinne
von Organgebrauch, ausführendes Handeln überhaupt) und s y m -
b o l i s i e r e n d e s (etwa im Sinne von Mitteilung). Hieraus er-
gaben sich ihm in der Folge v i e r e t h i s c h e V e r h ä l t n i s s e :
Recht, Geselligkeit, Glaube und Offenbarung, denen die v i e r
e t h i s c h e n O r g a n i s m e n : Staat, gesellige Gemeinschaft,
Schule und Kirche entsprachen. — Somit werden auch hier „Staat“
1
Vgl. Robert von Mohl: Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaf-
ten, Bd 1, Erlangen 1855, S. 82 f. — Die Darstellung, die Mohl von Hegel dort
gibt, muß übrigens als teilweise unrichtig bezeichnet werden.
2
Johann Friedrich Herbart: Sämtliche Werke, herausgegeben von Karl Kehr-
bach, Leipzig 1882—1912, Bd 2, S. 133 ff.; ferner Bd 5, 7,
8
und 9.
3
Theodor Kistiakowski: Gesellschaft und Einzelwesen, Berlin 1899.
4
Friedrich Schleiermacher: Grundriß der philosophischen Ethik, herausgege-
ben von August Twesten, Berlin 1841; Entwurf eines Systems der Sittenlehre,
herausgegeben von Albert Schweitzer, Berlin 1835.