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eine Fülle sozialpsychologischer Gedanken — so gerade zu jener Zeit

bei H e g e l u n d H e r b a r t

1

, an welch’ letzteren die Völker-

psychologie ausdrücklich anknüpfte — und insbesondere hat bereits

J o h n S t u a r t M i l l schon um vieles früher, nämlich in seiner

Schrift: „On the definition of Political Economy and on the method

of philosophical investigation in that Science“

2

in seiner Forderung

einer „spekulativen Politik“ und sodann bestimmter in seinem

„System der Logik“

3

in der Forderung einer „Ethologie“ klar und

bewußt eine selbständige sozialpsychologische Betrachtungsweise der

gesellschaftlichen Vorgänge verlangt; — einigermaßen d u r c h -

g e f ü h r t wurde ein solcher Versuch in eindringlicher Fixierung

von Begriff, Wesen, Aufgaben und Methoden einer sozialen Psycho-

logie indessen doch das erstemal von Moritz Lazarus und Heymann

Steinthal in den „Einleitenden Gedanken über Völkerpsychologie“

im Jahre 1860

4

. Die an dieser Stelle und später in anderen Schriften

zur Entwicklung gekommenen Anschauungen sind im wesentlichen

folgende:

1

Vgl. Johann Friedrich Herbart: Sämtliche Werke, herausgegeben von Karl

Kehrbach, Leipzig 1882 ff., Bd 5, besonders „Über einige Beziehungen zwischen

Psychologie und Staatswissenschaft“, S. 27—40. — Nach Herbart gibt es eine

Statik und Mechanik des Staates (wie in seiner Psychologie).

2

John Stuart Mill: On the Definition of Political Economy and on the

Method of Philosophical Investigation in that Science, in: The Westminster

Review, Bd 26, London 1836, S. 11, zitiert bei L e s t e r F . W a r d : Outlines

of Sociology, New York 1898, S. 12 ff.

3

John Stuart Mill: System der deduktiven und induktiven Logik (1856),

deutsch von Theodor Gomperz, 2. Aufl., Leipzig 1884, Bd 2,

6

. Buch, Kapitel 5.

— Ein literargeschichtlicher Überblick über die Bemühungen um eine Völker-

und Sozialpsychologie mit vielen Literaturangaben bei E r n s t B e r n h e i m :

Lehrbuch der historischen Methode, 4. Aufl., Leipzig 1903, S. 650 ff. — Vgl.

ferner F r a n z E u l e n b u r g : Über die Möglichkeit und die Aufgaben einer

Sozialpsychologie, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und

Volkswirtschaft im Deutschen Reich, Jg 24, Leipzig 1900.

4

Moritz Lazarus und Heymann Steinthal: Einleitende Gedanken über Völ-

kerpsychologie, in: Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft,

Bd 1, Berlin 1860. — Über die Abhängigkeit der Völkerpsychologie von Hegel,

Herbart und dem Historismus vgl. C é l e s t i n B o u g l é : Les Sciences socia-

les en Allemagne, Les méthodes actuelles, Paris 1896, S. 32 ff. — Über die Ab-

hängigkeit von Herbart vgl. im besonderen W i l h e l m W u n d t : Völker-

psychologie, Eine Untersuchung der Entwicklungsgesetze von Sprache, Mythos

und Sitte, Bd I/1, Leipzig 1900, S. 17 ff.