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den ü b r i g e n s o z i a l e n P h ä n o m e n ) konstituieren soll,

anders gesagt: des selbständigen O b j e k t i v a t i o n s s y s t e m s ,

welches es darstellen soll.

Damit im Zusammenhange leidet sowohl Objekt wie Methode

und damit Plan und Begriff dieser Völkerpsychologie an dem wei-

teren fundamentalen Fehler, daß jene Welt von Tatsachen, welche

die konstitutive Bedingung des e i g e n a r t i g e n Objektes einer

Völkerpsychologie ist, — daß die G e s e l l s c h a f t ihrer Tatsäch-

lichkeit und ihrem Begriffe nach in völlig ungenügender Weise zur

Basis der methodologischen Bestimmung der Völkerpsychologie ge-

nommen wurde. Die Bestimmung des Objektes einer Sozialpsycho-

logie, in diesem Falle des Volksgeistes, ohne systematische Bezug-

nahme auf die Eigenart des Sozialen gegenüber dem Psychologischen

und den konkreten Aufbau der g e s e l l s c h a f t l i c h e n

W i r k l i c h k e i t , muß von vornherein als ein verfehltes und

mißglücktes Unternehmen angesehen werden. D e n n d i e s e B e -

z i e h u n g a u f d i e g r u n d s ä t z l i c h e B e s t i m m t h e i t

d e r G e s e l l s c h a f t i s t i n d e m s o z i a l - p s y c h o l o g i -

s c h e n P r o b l e m e a l s w e s e n t l i c h e r B e s t a n d t e i l

e n t h a l t e n . Daß ein grundsätzlich Gleiches z. B. in der Natio-

nalökonomie der Fall ist, beweist uns der Methodenstreit in ihr.

Die Erfolglosigkeit dieser Disziplin, die seinerzeit ziemich erfolg-

sicher auf den Plan getreten ist, ist so leicht begreiflich. Die drei

Standpunkte, von welchen aus die Begründer das Bedürfnis nach

einer Völkerpsychologie geltend zu machen versuchten — der psy-

chologische, der anthropologische und geschichtliche (berücksichtigt

wurde fast nur der erstere) — enthalten alle drei nicht genugsam

jene so wesentliche Bezugnahme auf die grundsätzliche Bestimmt-

heit und den Aufbau der gesellschaftlichen Tatbestände, von denen

allein die Bestimmtheit von „gesamtgeistigen“ Erscheinungen in

ihrer Eigenart unmittelbar abhängig ist. An das Spezifische eines

„Völkerpsychologischen“ vermag sie daher gar nicht heranzukom-

men. Darum schwebt dieser ganze Plan einer Völkerpsychologie,

deren Name schon von einer unzulänglichen Auffassung des Pro-

blems zeugt, in der Luft. Die sozialpsychologischen T a t s a c h e n

entgleiten ihrer spekulativen Art, da sie mit der gesellschaftlichen

Wirklichkeit die Fühlung verloren hat. Ihr Hauptbegriff ist eine

unzulängliche und willkürliche Konstruktion. Die wenigen „synthe-

9 Wirtschaft und Gesellschaft