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Individuum als solchem, sondern nur in der Gesamtheit gegeben ist. . .“
1
(z. B.
die Vereinigung der Bürger zur Vaterlands-Verteidigung).
Diesen Formen analoge ließen sich im Einzelgeiste nachweisen.
Andererseits lassen sich den vier Formen des Zusammenwirkens der Indivi-
duen im Gesamtgeiste fünf besondere Existenzformen des o b j e k t i v e n
G e i s t e s (2 Hauptarten und eine Übergangsform) zur Seite stellen. Es sind
folgende:
1.
„Der durch Verkörperung verharrende und wieder erkennbare Gedanke“
(z. B. Schriften, Bauten usw.).
2.
„Der in einer Verkörperung nicht bloß erkennbare, sondern auch wirkende
Gedanke“ (Maschinen, Werkzeuge usw.).
3.
„Der in des Menschen eigenem psychophysischen Organismus erscheinende
und wirkende Gedanke“ (Geschicklichkeiten).
4.
„Der unter Anknüpfung an materielle Verhältnisse organisierte — oder
auch das Verhalten der Geister untereinander organisierende Gedanke.“
5.
„Der in dem geistigen Leben (der Einzelnen wie der Gesamtheit) als we-
sentlicher Inhalt und leitende Form lebende und dasselbe konstituierende Ge-
danke.“
2
Diesen Begriffsbestimmungen des Volksgeistes und objektiven Geistes zufolge
erstreckt sich die völkerpsychologische Untersuchung auf Sprache, Mythus, Reli-
gion, Volksdichtung und Literatur, Kunst, Sitte, Recht, Familie und Erziehung
3
.
Der Name Völkerpsychologie soll aber nicht den Begriff dieser Wissenschaft auf
die Erforschung der Volksgemeinschaft beschränken, sondern wird bloß des-
wegen gewählt, weil die Volksgemeinschaft als die wichtigste soziale Gemein-
schaft betrachtet werden muß.
Was zuletzt noch besonders das Verhältnis der Völkerpsychologie zur Ge-
schichtswissenschaft betrifft, so bestimmt sich dieses insbesondere dadurch, „daß
die Geschichte aus allgemein psychologischen Gesetzen zu begreifen sei“
4 *
. Die
Geschichtswissenschaft setzt „die einzelnen Wissenschaften von den Tätigkeiten
und Beziehungen der Menschen, welche die Geschichte ausmachen oder ihr zu-
grunde liegen“, voraus, zugleich aber hat sie die Verbindung und Durchdrin-
gung derselben in der besonderen Beziehung des Verlaufes in der zeitlichen Ab-
folge zu lehren. Unter den Hilfswissenschaften aber, deren die Geschichte zur
Erklärung ihrer Tatsachen sich zu bedienen hat, steht die Psychologie an der
1
Moritz Lazarus und Heymann Steinthal: Einleitende Gedanken über Völ-
kerpsychologie, a. a. O., S. 37.
2
Moritz Lazarus und Heymann Steinthal: Einleitende Gedanken über Völ-
kerpsychologie, a. a. O., S. 55.
3
Vgl. Moritz Lazarus und Heymann Steinthal: Einleitende Gedanken über
Völkerpsychologie, a. a. O., S. 38—60. — Dies sei E u l e n b u r g gegenüber
hervorgehoben, nach welchem die Völkerpsychologie von ihren Gründern auf
die durch die unreflektierten Bewußtseinsvorgänge bedingten Gebilde einge-
schränkt worden wäre. Siehe F r a n z E u l e n b u r g : Über die Möglichkeit
und die Aufgaben einer Sozialpsychologie, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetz-
gebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, Jg 24, Leipzig
1900, S. 203 und 218. Diese Beschränkung erfolgte vielmehr erst durch W i l -
h e l m W u n d t .
4
Moritz Lazarus und Heymann Steinthal: Einleitende Gedanken über Völ-
kerpsychologie, a. a. O., S. 21.