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in eine Problematisierung des gesellschaftlichen Ganzen notwendig

hinausläuft, und wie es selbst ganz unter der Bedingung dieser all-

gemeinen Frage steht, so liegt es uns noch ob, diese letztere selbst

kurz zu entwickeln.

Die Bedingungen, die ein Gesamtbegriff der gesellschaftlichen

Erscheinungen zu erfüllen hat, werden — soweit sie für das syste-

matische F r a g e n nach dem Gesellschaftsbegriffe bedeutend sind

— als im wesentlichen zweifacher Art zu unterscheiden sein:

1. Der Begriff der Gesellschaft hätte das e i n h e i t l i c h e K r i -

t e r i u m zu enthalten, das den Gegenstand der Sozialwissenschaften

grundsätzlich von dem anderer Wissenschaften abtrennt. (So daß es

z. B. das Soziale als solches von dem Psychologischen und Physika-

lisch-Chemischen prinzipiell trennt.) Dieses Kriterium müßte offen-

bar einen gemeinsamen Oberbegriff gegenüber der ganzen Mannig-

faltigkeit der sozialen Erscheinungswelt darstellen. Aus diesem

Grunde müßte es

2.

entweder direkt die Handhabe dazu bieten, die mannigfachen,

relativ selbständigen Arten (Objektivationssysteme) des sozialen

Lebens unmittelbar von ihm heraus d e d u k t i v z u e n t w i k -

k e i n , oder doch mindestens die Möglichkeit, diese einzelnen Sy-

steme des sozialen Lebens in das von ihm bezeichnete Gesamtsystem

e i n z u g l i e d e r n . Für jeden Fall stellt sich die Konstruktion des

Systems der Objektivationssysteme als eine m a t e r i a l e S p e -

z i f i k a t i o n d e s unter (1) geforderten f o r m a l e n P r i n -

z i p s dar.

Die Erfüllung der ersten Bedingung geht auf eine Bezeichnung der

Eigenart des gesellschaftlichen Gebietes als solches, die der letzteren

auf die Konstruktion eines S y s t e m s d e r O b j e k t i v a -

t i o n s s y s t e m e , das heißt auf den s p e z i e l l e r e n Ausbau

der allgemeinen Theorie der gesellschaftlichen Erscheinungen, auf

eine S y s t e m a t i k der speziellen wissenschaftlichen Behandlung

derselben.

Dementsprechend werden wir das Problem des Gesellschaftsbegrif-

fes in zwei Fragen zerlegen: In eine solche nach dem f o r m a l e n

und eine solche nach dem m a t e r i a l e n Begriffe der Gesellschaft.

Die Frage nach dem formalen Gesellschaftsbegriffe verlangt ein all-

gemein gültiges Kriterium dessen, was als „gesellschaftlich“ zu be-

trachten ist; die Frage nach dem materialen Gesellschaftsbegriffe ver-