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rung jener Regelung als o b j e k t i v b e r e c h t i g t e [theore-

tische Rechtslehre oder Lehre vom richtigen Rechte].“

1

Stammler scheidet also die wissenschaftliche Betrachtung des Staa-

tes, der sozialen Moral, der Sprache, Religion, Massenzusammen-

hänge, Familie und dergleichen aus dem Umkreise der Sozialwissen-

schaft aus, während andererseits seine Sozialwirtschaftslehre bloß

t e i l w e i s e diese Materien in sich aufnimmt, sich übrigens selbst

in ihren Umrissen nur unklar abzuheben vermag. Während die so-

ziale Form für sich, in selbständiger wissenschaftlicher Form erfaßt

werden kann, erscheint sie „für die sozialwirtschaftliche Erwägung,

die von den bedingenden Regeln unabhängig wäre, unmöglich“.

Die Untersuchung der sozialen Form ergibt eine technische

Rechtslehre (Jurisprudenz) und eine theoretische Rechtslehre. Diese

letztere untersucht, „unter welchen Bedingungen ein Rechtsinhalt

das richtige Mittel zu rechtem Ziele sei; — in was für einer Methode

man dessen habhaft werden könne; — und wie eine praktische

Durchführung dieses Wollens erscheine“

2

.

Wenn wir nun auf unsere eingangs erhobenen drei Einwände

und die zu ihrer eventuellen Beseitigung erhobenen Forderungen

zurückkommen, so finden wir sie innerhalb der Durchführung von

Stammlers Doktrin nicht erfüllt. Sein teleologischer Gesellschafts-

begriff muß als sachlich ungültig, sachlich unvollziehbar zurückge-

wiesen werden. S a c h l i c h kann Stammlers Lehre daher (wenn

unsere Kritik zutreffend war) nicht mehr gerettet werden. Was ihre

e r k e n n t n i s t h e o r e t i s c h e n G r u n d l a g e n betrifft, so

muß allerdings eingeräumt werden, daß die f i n a l e (teleolo-

gische) B e t r a c h t u n g s w e i s e

d e r m e n s c h l i c h e n

H a n d l u n g e n n a c h i h r e n

V e r h ä l t n i s s e n v o n

M i t t e l u n d Z w e c k e r k e n n t n i s t h e o r e

t - i s c h a l s s e l b s t ä n d i g e B e s c h r e i b u n g s a r t

m ö g l i c h i s t ; und daß sie in einem prinzipiellen, unüberbrückbaren

Gegensatze zur kausalen Betrachtungsweise steht

3

. Es ist aber die Frage: ob

die

1

Rudolf Stammler: Wirtschaft und Recht, a. a. O., S. 585 f.

2

Rudolf Stammler: Die Lehre vom richtigen Rechte, Berlin 1902, S. 11.

3

In diesem letzteren Punkte habe ich meine Kritik in meiner Schrift: Unter-

suchungen über den Gesellschaftsbegriff, 2. Artikel, in: Zeitschrift für die ge-

samte Staatswissenschaft, Bd 60, Tübingen 1904, S. 491 ff., zurückzunehmen. Ich