Table of Contents Table of Contents
Previous Page  205 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 205 / 9133 Next Page
Page Background

204

Natorp nur darin, daß schon in der ersten Begriffsbestimmung des

Sozialen das kausale und das finale Element in widersprechender

Weise sich nebeneinander finden.

Den weiteren, sehr wertvollen und anziehenden Untersuchungen

Natorps über die Begriffe W i r t s c h a f t , R e g i e r u n g u n d

B i l d u n g und über den Begriff der sozialen E n t w i c k l u n g ,

ausklingend in eine hinreißende Apologie der H e r r s c h a f t d e s

B e w u ß t s e i n s , können wir an dieser Stelle leider nicht mehr

folgen.

Im Vorstehenden haben wir die grundsätzlichen positiven Ergeb-

nisse der Lehre Stammlers und Natorps fast durchgängig als unhalt-

bar kennen gelernt. Die erkenntnistheoretische Fundierung der So-

zialwissenschaft auf teleologische (finale) Richtung unseres Erken-

nens vermochte weder an die volle empirische Wirklichkeit der Tat-

sachen des Zusammenlebens grundsätzlich heranzureichen, noch der

erkenntnistheoretischen Prüfung selbst standzuhalten; das aus sol-

cher erkenntnistheoretischer Auffassung unmittelbar erfließende Kri-

terium des Sozialen mit seiner, logisch gleichfalls unmittelbar not-

wendigen absoluten Entgegensetzung von Form und Stoff erwies

sich in der Durchführung als unvollziehbar; die auf dieser Begriffs-

bildung unmittelbar ruhende Ablehnung jedweder kausalen Betrach-

tungsweise zeigte sich der sozialen Erfahrung und der faktischen

sozialwissenschaftlichen Erkenntnis gegenüber unhaltbar und un-

durchführbar; die grundsätzliche Einschränkung des Sozialen auf

menschliches (gegenüber dem tierischen) Zusammenleben, desglei-

chen das System einer rationellen Rechtswissenschaft und Sozialwirt-

schaftslehre als das System der Sozialwissenschaften zeigte sich

gleichfalls als unhaltbar und unzureichend; der teleologische Monis-

mus endlich als in Wahrheit dualistisch und erkenntnistheoretisch

grundsätzlich unhaltbar.

Stammlers Lehre ist die konsequentere, Natorps Lehre die der

Wirklichkeit weitaus näher kommende.

Kann solchermaßen in den Ergebnissen dieser Schule für die So-

zialwissenschaft kaum u n m i t t e l b a r Verwertbares gesehen wer-

den, so sind diese dennoch von hohem und dauerndem Werte. Die

t e l e o l o g i s c h e Methodik, die Stammler und Natorp (trotz

der Anknüpfung an Kant) sozusagen entdeckt und selbständig aus-

gebildet haben, wird zwar nicht in dem beanspruchten prinzipiellen