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Sodann liegt in dem Begriffe der V e r b i n d u n g der Menschen

durch ihre Zwecke eine Schwierigkeit für eine teleologische Auf-

fassung

des

Gesellschaftlichen.

Die

Definitionselemente

des

Z w e c k e s u n d d e r V e r b i n d u n g (welch letztere ja p s y -

c h o l o g i s c h aufgefaßt werden muß) widersprechen einander.

Da die Träger von Zwecken stets nur die Individuen selbst sind, ist

durch die versuchte Auffassung einfacher Coinzidenz, Gleichgerich-

tetheit der Zwecksetzungen noch lange nicht die (psychologische)

V e r b i n d u n g der Menschen, deren Zwecke zusammenfallen,

bezeichnet. Dazu kommt noch, daß jenes Moment der Gemeinsam-

keit der Zwecksetzung stets ein prinzipielles Moment des K o m -

p r o m i s s e s , das heißt eines p s y c h o l o g i s c h e n Ausglei-

ches enthalten muß, so daß es besonders deutlich wird, wie h i e r

s t i l l s c h w e i g e n d d a s S o z i a l e a l s e i n e p s y c h i s c h e

W e c h s e l b e z i e h u n g

d e r

I n d i v i d u e n dem durch

Z w e c k e geschöpften Sozialen u n t e r g e s c h o b e n ist.

Welche Bewandtnis es mit dieser Bezeichnung des Sozialen als

psychischer Wechselwirkung des weiteren hat, wird im Nachfol-

genden zu untersuchen sein. Hier sei nur nochmals hervorgehoben,

daß wegen dieses n o t w e n d i g in den teleologischen Sozialbegriff

hineingemengten Begriffes der Wechselwirkung der erstere stets ein

widersprechendes und unvereinbares Definitionselement enthalten

muß.

IV. Die realistische Auffassung

A. Einleitung und allgemeine Übersicht

Die zweite Art der Lösung der Frage nach dem Gesellschafts-

begriffe bezeichneten wir als die realistische, empiristische oder psy-

chologische. Wir verstanden darunter jene Auffassung, welche das

Wesen des Gesellschaftlichen in der besonderen Beschaffenheit be-

stimmter Kausalzusammenhänge beschlossen denkt. Das Wesen

des Sozialen und der sozialen Wissenschaften wird nicht in einer

bestimmten Erkenntnis a r t gesucht, sondern in der besonderen

Beschaffenheit des Erkenntnisstoffes selbst, in der besonderen Be-

schaffenheit bestimmter Kausalzusammenhänge. Das Gesellschaftliche

muß sich darnach als ein Eigenartiges neben das Physikalische, Che-

14 Wirtschaft und Gesellschaft