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durchgeführt ist (darum der ungeheure Erfolg des Robinsonbuches
in jener Zeit). Robinson ist nicht nur geistig, sondern auch äußerlich
auf sich angewiesen; er braucht die Hilfeleistung der Gesellschaft
nicht. Er kann allein leben (wenn er auch in Gesellschaft besser le-
ben würde). Der Mensch wird damit auch in dem Bereiche des äuße-
ren Bedürfnisses als grundsätzlich unabhängig von den anderen
Einzelnen gedacht. — Im Grunde ist aber diese Begriffsdichtung
nicht entscheidend, wie ich schon sagte. Denn alle Einwände gegen
den Individualismus, die sich nur auf die äußere Hilfeleistung be-
ziehen, treffen ohnehin nicht das Wesentliche.
c.
Könnte auch noch die Gestalt des Einsiedlers angeführt wer-
den? Der fromme Einsiedler wird vor allem geistig als Alleinleben-
der gedacht; seine Unabhängigkeit von den äußeren Hilfeleistungen
der anderen Menschen tritt dagegen ganz in den Hintergrund.
(Denn ob einem Einsiedler Bauern und Jäger Lebensmittel bringen
oder nicht, ist für seine Einsiedlernatur nicht entscheidend.) We-
sentlich ist, daß er geistig für sich sei, dem geistigen Umgang mit
anderen Menschen entsage, um nur seiner Andacht zu leben. Aber
ist der Einsiedler wirklich ein in seiner eigenen Geistigkeit leben-
der, aus sich allein schöpfender Einzelner? Wenn man genauer zu-
sieht, findet man das Gegenteil. Er ist nicht allein, sondern lebt,
um mit Goethe zu sprechen, mit „Gott- / Natur“, die im Geiste
seiner Religion zu ihm spricht. Den Einsiedler kann man daher als
absoluten Einzelnen und als eine rein individualistische Gestalt
nicht anerkennen. Er ist nur eine schein-individualistische Gestalt,
weil bei ihm das Verhältnis zu Gott und zu der vergöttlichten Na-
tur an die Stelle des Verhältnisses zum Menschen tritt. Ein solches
Verhältnis kann aber ferner auch nur dort stattfinden, wo ein schon
ausgebildeter und tiefer Geist intuitive Kraft genug hat, aus der
Natur, aus dem Schicksal heraus die Stimme der Gottheit zu ver-
nehmen.
Alle anderen bisher angeführten Beispiele dagegen haben etwas
Bestechendes, ja Überwältigendes. Sie zeigen uns Gestalten, die wohl
geeignet sind, Staunen zu erwecken und den individualistischen Ge-
danken zu bezeugen.
Überblicken wir alles Angeführte, so sehen wir, daß es überall
das Selbstschöpferische des menschlichen Geistes ist, auf das der In-
dividualismus zurückgeht. Dieses Bestimmungsstück ist allein das