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in Deutschland zeigt, war wiederum vor allem ein Kind der Ro-

mantik. Dieses universalistische Gepräge des völkischen Gedankens

erklärt auch, warum die liberalen Parteien, die ihn anfangs auf ihre

Fahne schrieben, immer mehr zurückweichen mußten, ihn immer

mehr an besondere völkische (nicht-individualistische) Parteien ab-

geben mußten. „National“-liberal ist ein Widerspruch in sich, eine

contradictio in adjecto. Das liberale, naturrechtlich-individualistisch

bestimmte Denken kann nie mit dem völkischen, das heißt univer-

salistisch gerichteten, auf eine bestimmte Sonderbindung gegründe-

ten Gedanken Ernst machen, wenn es mit seinen eigenen Voraus-

setzungen nicht in Widerspruch geraten soll. Das liberale Denken

hat vielmehr, wie zum Freihandel nach außen und zur Wirtschafts-

freiheit nach innen, so auch im politischen Verhältnis nach außen

und innen den Trieb zum nichtnationalen, „zwischenvölkischen“

Denken. Infolge des gänzlichen Mangels an gesellschaftswissen-

schaftlicher Bildung in der heutigen Zeit fehlt es an dieser einfachen

Einsicht allgemein

1

.

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Es gibt allerdings einen Gesichtspunkt, von dem aus der völkische Gedanke

als eine verhältnismäßig individualistische Einschränkung des universalistischen

Gedankens erscheint, nämlich sofern man die gesamte Menschheit als eine einzige

(ideale) Ganzheit auffaßt und dann den Einzelnen, statt ihn dieser Ganzheit

einzugliedern, einem Sonderganzen, der Volksgemeinschaft, allein zuordnet. In

diesem Falle würde eine bloße Unterganzheit, eine verhältnismäßig individuelle

Ganzheit, nämlich „Volk“, statt der allgemeinsten Ganzheit (des Kulturkreises

oder der Menschheit überhaupt), als wesentlich betrachtet. Diese Gegenüberstel-

lung („Volksganzes“ gegen „Menschheitsganzes“) ist aber nur von einem abstrakt

theoretischen Standpunkt aus möglich, also in der allgemeinen Gesellschafts-

lehre*; in der geschichtlich angewandten politischen Theorie wie Praxis ist sie

von Anbeginn ausgeschlossen, weil es da ein abstraktes Menschheitsganzes an

sich nicht gibt (daher auch keine Organisation der ganzen Menschheit). Im Mit-

telalter war in der katholischen Kirche mit dem Latein als gemeinsamer Bil-

dungssprache eine alle abendländische Volkheiten umfassende Einheit vorhan-

den, damals war daher jene Gegenüberstellung auch praktisch von Bedeutung;

heute fehlt aber eine wirksame Organisation gänzlich (auch für den katholischen

Standpunkt, weil die religiöse Autorität des Papstes nicht mehr für alle Völker

verbindlich, ist); sie kommt daher für die politische Praxis und Theorie nicht

mehr in Betracht, und die völkische Auffassung erscheint politisch nur nach

ihrem universalistischen (nicht etwa liberalen) Gehalt gültig.

* Z u s a t z z u r d r i t t e n A u f l a g e : Die höhere Ganzheit (Menschheit)

besteht in Wahrheit nur, indem sie in ihren Gliedern lebt, den V o l k h e i t e n .

Die höhere Ganzheit schluckt nicht die niederen, vernichtet sie nicht, im Gegen-

teil: nur in der Entfaltung des Eigenlebens der Volkheiten als in ihren Gliedern

lebt die Menschheit. Im Begriffe des Geistes liegt Gliederung, daher fordert er

das Volkstum.