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einer Wirtschaftergruppe in die höheren Zusammenhänge, das heißt
in die Vor-, Nach- und Seitenerzeugungen, wie auch i n n e r e
G l i e d e r u n g (innere Organisation) der vergenossenschafteten
Wirtschaftstätigkeit selbst. In beiden Eigenschaften bedeutet sie zu-
gleich eine Erhöhung der wirtschaftlichen Fruchtbarkeit. Das aller-
dings nur bei r i c h t i g e r Durchführung. Aber auch eine Ma-
schine ist ja nur dann fruchtbares Wirtschaftsmittel, wenn sie geht.
Bisher betrachteten wir die Ideenkreise, das Werden und die
Grundnatur unseres Zeitgeistes. Nunmehr haben wir noch die Be-
wegungsrichtung, die Krisen, die in ihm gären, einer kurzen Be-
trachtung zu unterziehen.
§ 17. Die Krisen unseres Zeitgeistes
Unsere Zeit leidet in ihrer chaotischen Verwirrung an tausend
einzelnen Krisen, die als „Fragen“, „brennende Aufgaben“, drin-
gende „Reformnotwendigkeiten“ zur Erscheinung kommen. Davon
soll aber hier nicht gesprochen werden. Wir haben nur die grund-
wesentlichsten Krisen unseres Zeitalters zu betrachten, als welche
ich folgende ansehen möchte: Die äußere staatenpolitische Krise,
die durch den Verlauf des Krieges hervorgerufen wurde und uns
Deutsche, als die Besiegten, am härtesten trifft; die geistige Krise
des Individualismus, welche in ihren praktischen Folgen die Form
einer / politischen Krise des Liberalismus und der Demokratie an-
nimmt; die wirtschaftliche Krise des Individualismus, das heißt die
Krise des Kapitalismus, wie sie in der Arbeiterfrage zur Erscheinung
kommt, als Folge Sozialismus und Sozialpolitik zeitigte; und end-
lich die Krise des Sozialismus selbst, derjenigen geistigen Macht, die,
kaum im Aufstieg begriffen, schon den Zerfall und die Zersetzung
in sich beginnt. Da uns die staatenpolitische Krise später nicht mehr
zu beschäftigen hat, werden wir sie allein hier näher betrachten, die
anderen nur kurz überblicken.
I. Die staatenpolitische Krise
Der Krieg hat durch die Besiegung der Mittelmächte solche Ab-
grenzungen der Völker und Staaten gebracht, die unhaltbar, die