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m ö g l i c h s t r e i b u n g s l o s e O r d n u n g d e s H a n d e l n s

v i e l e r (das, wie etwa bei der Ordnungsregel „rechts über die

Brücke gehen“, als schon vorhanden gedacht wird) und erzielt damit

möglichste „Freiheit“ der Einzelnen.

Das Gegenteil im universalistischen Sinne! „Recht“ und „Staat“

sind hier nichts Werkzeugliches, daher keine Mindest-, sondern

Meistbegriffe. „Organisation“ zielt nicht zuerst auf die nachträg-

liche Ordnung des äußerlichen Handelns der Einzelnen. Im u n i -

v e r s a l i s t i s c h e n S i n n e g e h t „ O r g a n i s a t i o n “ a u f

d i e V e r a n l a s s u n g v i e l f ä l t i g s t e r g e i s t i g e r G e -

z w e i u n g , auf eine s c h ö p f e r i s c h e Verbindung der Ein-

zelnen und regelt erst auf dieser Grundlage das äußere Handeln. Im

Sinne unserer früheren Beispiele können wir sagen: Universalistisch

aufgefaßt ist der ganze Staat „Bildungsverein“, Organisation geisti-

ger Gemeinschaftsbildung; individualistisch aufgefaßt ist der ganze

Staat „Gewerkverein“, Organisation äußeren Handelns, das ermög-

lichen soll, einander in Ruhe zu lassen. — Die politischen Systeme

des Universalismus wollen daher möglichst viel organisieren und pri-

märerweise Geistiges; die politischen Systeme des Individualismus

wollen dagegen möglichst wenig organisieren und primärerweise nur

Äußeres. Das zeigt, wie die Bezeichnung „ s o z i a l - liberal“ eine

contradictio in adjecto, ein Widerspruch in sich ist (ähnlich wie es

sich oben Seite 99 von „national“-liberal ergab). „Liberal“ heißt nicht

„sozial“, heißt nicht binden, sondern trennen, heißt „Freiheiten“

schaffen. Es ist ein vergeblicher Versuch, vom individualistischen

Gedanken aus, der doch mit logischer Notwendigkeit den „Sicher-

heitsstaat“ fordert, zum „Kulturstaate“, zu dem Staate mit geistigen,

nicht nur äußerlichen Aufgaben zu gelangen. Natürlich muß dieser

Versuch scheitern, solange die individualistischen Grundsätze nicht

aufgegeben werden. — Noch eine zweite ähnliche Folgerung ergibt

sich. Wenn „sozial-liberal“ ein Widerspruch beider Begriffe ist, dann

ebenso die Bezeichnung „ sozia ldemokrat is ch“ . Die beiden Be-

griffe können durch einen Bindestrich ebensowenig vereinigt werden,

wie Ja und Nein, wie Feuer und Wasser, denn „sozial“ heißt bin-

den, / „demokratisch“ heißt lösen. Was verdient aber ein Jahrhun-

dert, das diesen grotesken Widerspruch geduldig hinnimmt, was ver-

dient ein wissenschaftliches System, eine Partei, die ihn erfin-

det? —