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Gehen wir zu den neuzeitlichen Beurteilern über (eine planmäßige

Besprechung des Schrifttums ist hier nicht beabsichtigt), so finden

wir unter allen unseren großen Philosophen, Dichtern und Denkern

von Goethe und den Romantikern bis zu Schelling und Hegel nicht

Einen, der Demokratie und Liberalismus theoretisch oder praktisch

gutgeheißen hätte. Wir lassen von vielen nur Goethe sprechen, wel-

cher mit der einzigen trockenen Bemerkung zu Eckermann, das Re-

gieren sei „auch ein Metier, das gelernt sein will, und das sich nie-

mand anmaßen soll, der es nicht versteht“ der Sache auf den Grund

kommt und die ganze Hohlheit des demokratischen Staates ent-

larvt

1

.

In der modernen Wissenschaft finden wir, daß die oben dargeleg-

ten Mängel zum Teil selbst von strengen Vertretern der individuali-

stischen Auffassung zugegeben werden. So von Michels

2

. In scharfer

Beleuchtung der neuesten Tatsachen, besonders in Amerika, sind jene

Mängel dargestellt von Hasbach

3

. Besonders lehrreich aber ist die

Geschichte der sozialen Bewegungen im klassischen Altertum von

Pöhlmann

4

, wo gezeigt wird, wie sehr das Altertum an der Demo-

kratie und den damit zusammenhängenden sozialistischen, ja bolsche-

wistischen Ausbrüchen und Ausschreitungen gelitten hat, so sehr,

daß man in bestimmtem Sinne sagen darf, das Griechentum sei an

der Demokratie zugrunde gegangen. (Um das zu verstehen, braucht

man ja auch nur einige Reden des Demosthenes zu lesen.)

/

Von P l a t o n b i s H e g e l , v o n E u r i p i d e s b i s G o e t h e

h a b e n a l l e g r o ß e n P h i l o s o p h e n u n d D i c h t e r d i e

D e m o k r a t i e a b g e l e h n t . Demokratie bedeutet auf die

Dauer den Kulturtod.

1

Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe, 25. Februar 1824. —

Zeugnisse der Romantiker siehe bei Jakob Baxa: Gesellschaft und Staat im Spie-

gel deutscher Romantik, Jena 1924, S. 36 ff., 115 f., 186 und öfter (= Die Herd-

flamme, Bd 8).

2

Robert Michels: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demo-

kratie, Leipzig 1911 (= Philosophisch-Soziologische Bücherei, Bd 21).

3

Wilhelm Hasbach: Die moderne Demokratie, Jena 1912. — Eine glänzende

essayistische Behandlung gibt auch Houston Stewart Chamberlain: Politische

Ideale, München 1915.

4

Robert Pöhlmann: Geschichte der sozialen Frage im Altertum, 2. Aufl.,

München 1912.