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begabte Masse die Mehrzahl bildet; dafür ist aber ein einfacher me-
chanischer Grundsatz der politischen „Willensbildung“ gewonnen.
Heute ist es wohl schwer für einen Demokraten, diese einzige ehr-
liche und sachgemäße Beweisführung zu vertreten. Denn die Schäden
der individualistischen Entwicklung haben im Laufe des letzten
Menschenalters mit elementarer Notwendigkeit immer mehr den
Staat aus einem bloßen Sicherheitsstaate zu einem Kulturstaate ge-
macht. Der Staat soll heute nicht mehr bloß „Ordnung machen“, er
soll das Leben sittlich und geistig gestalten, er soll wirtschaftliche
Hilfe, Erziehungshilfe, kurz Kulturarbeit leisten. Daher getraut sich
die Demokratie nicht mehr, den bloßen Ordnungsstaat zu verkün-
den, und nennt sich „sozial“-liberal. Die Demokratie von 1848 aber
und 1796 hat anders gesprochen, und sie allein hatte ihre Forderun-
gen bis zu Ende gedacht. Heute jedoch will man die Voraussetzungen
nicht mehr (die Äußerlichkeit des Zusammenlebens) und noch weni-
ger die Folgen (den bloßen Ordnungsstaat) und will dennoch Demo-
krat bleiben!! Wie immer, so liegt auch hier der Mangel in dem
Nicht-Zurückgehen auf die Grundsätze, denen eine kasuistische Wis-
senschaft abhold wurde. Wer Individualist ist, Mechanisierung und
Gleichheit wirklich will, kann Demokrat sein, wer aber den Kultur-
staat will, ein Geistiges vom Staate verlangt, kann nicht mehr De-
mokrat sein.
Der Universalist, der im Staate eine Organisation des g e i s t i -
g e n Lebens sieht, muß die fruchtbarste Vergemeinschaftung wollen,
die Herrschaft der Besten, nicht die gleiche Herrschaft aller, nicht die
Herrschaft der Menge.
Was Aristoteles von der Welt sagt: „Das Universum ist keine Viel-
heit ohne Sinn und Steuer“ — müssen wir das nicht auch von der
Gesellschaft sagen? „Das Seiende will nicht schlecht regiert wer-
den.“
1
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§ 19. Die wirtschaftliche Krise der Gegenwart oder
die Krise des Kapitalismus
Wir haben die Krise der Demokratie prüfend betrachtet. Die an-
dere große Krise des Individualismus ist die wirtschaftliche, die Krise
des Kapitalismus.
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Aristoteles: Metaphysik, deutsch von Eugen Rolfes, 3. Aufl., Leipzig 1928,
XII, 10 (= Philosophische Bibliothek, Bd 2 b—3 b).
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