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nicht mit ganzer Schärfe gezogen, aber tatsächlich mit dieser Lehre
immer gearbeitet. — Die Folge davon ist, daß die „Zirkulation“,
oder der „Güterumlauf“ (der Handel) von Marx ausdrücklich als
unproduktiv erklärt wird, weil er dem Sachgut selbst keine Arbeit
mehr zusetzt. Der Güterumlauf vollzieht sich, sagt Marx, lediglich
nach der Formel:
Ware — Geld —Ware
W— G —W
was, da W dabei gleich bleibt, notwendig bedeutet, daß die Wert-
größe und Wertsubstanz sich dabei nicht verändert. Es ist natürlich,
daß die Zirkulationsgleichung dieselbe Gleichung ist wie die Tausch-
gleichung überhaupt (z. B. Leinwand gegen Rock). Im Fortgang der
Gleichungen kann sich der Wert daher nicht vermehren, falls nicht
eine Veredelung der Güter dazwischen tritt, falls nicht neue Ar-
beitsmengen zugesetzt werden.
C.
L o h n , M e h r w e r t
Der kapitalistische Erzeugungsvorgang ist nun gleichfalls durch
einen Tauschvorgang gekennzeichnet, und zwar dadurch, daß die
Ware Arbeitskraft nach ihrem inneren Werte, dem Arbeitswerte,
vom Kapitalisten gekauft, das Erzeugnis dieser Arbeitskraft vom
Kapitalisten ebenfalls nach seinem Arbeitswert verkauft wird. Hier
ergibt sich nun ein verhängnisvoller Unterschied zwischen den bei-
den Werten, der den ganzen kapitalistischen Erzeugungsgang zur
Ausbeutung, zur „Exploitation“ des Arbeiters stempelt und die
schärfste Anklage gegen die ganze kapitalistische Ordnung in sich
schließt. Die Ware Arbeitskraft hat nämlich in sich als wertbilden-
den Bestandteil, ebenso wie jede andere Ware, nur ihren eigenen
Arbeitsgehalt, das heißt ihre Erzeugungskosten („Reproduktions-
kosten“). „Der Wert der Arbeitskraft löst sich auf in den Wert einer
bestimmten Summe von Lebensmitteln“
1
, die dem Arbeiter die
Fristung des Lebens ermöglichen. Die Erzeugnisse haben als wert-
bestimmende Substanz gleichfalls ihre Erzeugungskosten, die sich
aus der Aufwendung von Arbeit ergeben, in sich, das heißt die
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Karl Marx: Das Kapital, Bd 1, Hamburg 1867, S. 134.