[130/131]
181
keine Ahnung hatten.“ Daß dies eine grobe Entgleisung ist, bedarf
wohl keines Wortes. Nie kann eine Zwangsordnung entbehrt wer-
den, ob es sich um die „Gens“ handelt oder um andere Verbände.
Es gibt weder eine geschichtliche noch eine völkerkundliche Erfah-
rung, welche erlaubte, anzunehmen, es habe je ein Gemeinwesen
ohne Zwangsordnug gegeben.
Wenn die Prüfung der Wirtschaftslehre und der Geschichtslehre
Marxens auch ein vernichtendes Ergebnis hatte, so waren hier im-
merhin scharfsinnige, durch strenge, logische Folgerungen ausge-
zeichnete Gedankenketten festzustellen (besonders soweit es sich
um die von Ricardo übernommenen und fortgeführten Gedanken
handelt). In der Staatslehre aber fehlt jede ernste Wissenschaftlich-
keit, und es bleibt nur übrig: Phantastik, nicht zu Ende gedachtes
Wünschen, das heißt eine Utopie.
IV.
Soziologische Kritik
Die soziologische Kritik soll nicht wiederholen, was beim ge-
schichtlichen Materialismus und bei der Kritik der Staatslehre ge-
sagt wurde; sie hat lediglich auf die letzte Grundfrage aller gesell-
schaftswissenschaftlichen
Einstellung:
Individualistisch-Universali-
stisch zurückzugehen. Die Untersuchung des marxischen Gebäudes
in dieser Hinsicht ist bisher vernachlässigt worden.
Das Ergebnis der folgenden Prüfung können wir vorweg in dem
einen Satze zusammenfassen: die soziologischen Grundlagen der
marxischen Lehren sind ein unlogisches, widerspruchsvolles Durch-
einander von idividualistischen und universalistischen Bestandteilen.
Zum Beweise genügt schon die folgende einfache Aufzählung:
(1) I n d i v i d u a l i s t i s c h e r A r t sind:
(a) Der Reichtumsbegriff und der Begriff der Volkswirtschaft, in-
dem sie beide als mechanische Summen der „Waren“ gefaßt werden;
ebenso der Gutsbegriff, indem er als bloß stofflicher gefaßt wird.
(b)
Alle wirtschaftlichen Grundbegriffe, das heißt die Gesamtzer-
gliederung des Wirtschaftsganges: der Wert als objektive Substanz
(indem sich ein Gut immer und überall wie x Arbeitsstunden be-
nimmt, ist es gleichsam autark, / ist es ferner ein quantitatives Ele-
ment des ganzen Mechanismus); der Tausch als Gleichung objektiver
Größen; der Mehrwert als daraus folgende Restgröße (Differenz);