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freiwillige Genossenschaftlichkeit ein (a) mit wirtschaftlicher Gleich-

heit, (b) mit politischer Herrschaftslosigkeit (da jede Zwangsord-

nung fehlt). Das Endergebnis ist somit politischer und wirtschaft-

licher Anarchismus; der aber allerdings erst bei erreichter vollkom-

mener Sittlichkeit und Güte der Menschheit durch Erziehung ein-

treten kann.

Diese Zergliederung zeigt den Marxismus als: Vorherrschenden

Individualismus mit dem universalistischen Einschlag der Kollekti-

vierung der Erzeugungsmittel und im Endziel als: Anarchismus —

ein Ergebnis, das überraschen könnte, denn der Marxismus wird

wegen seiner Forderung nach „Sozialisierung“ und „Kollektivie-

rung“ allgemein als eine vorherrschend universalistische Richtung

aufgefaßt. Ich selbst habe früher dieser Meinung insofern gehuldigt,

als ich den Sozialismus auffaßte als: Universalismus auf w i r t -

s c h a f t l i c h e m Gebiete, während er auf geistigem Gebiete min-

destens den Universalismus nicht zur Durchführung bringe und

grobe individualistische Elemente stehen bleiben

1

. Aber auch das ist

nicht richtig. Der marxistische Sozialismus erweist sich als die Aus-

dehnung der Gleichheit von dem Bereiche des Politischen auf den

Bereich des Wirtschaftlichen, das heißt M a r x i s m u s i s t d a s

N a t u r r e c h t , v o m S t a a t e a u f d i e W i r t s c h a f t

ü b e r t r a g e n . Daher muß er wohl für die Zeit, in der die Er-

zeugung kollektiv organisiert ist, gemeinsames Handeln verlangen,

aber stets getrenntes geistiges Leben, stets „freie Assoziation der

Individuen“. Der Widerspruch dabei ist: Daß gemeinsames Handeln

nur auf geistige Gemeinschaft sich stützen kann! — Für den letzten

Endzustand, wo der Sprung aus dem „Reiche der Notwendigkeit

in das Reich der Freiheit“ schon gemacht ist, wird daher auch das

Handeln der planmäßigen Gemeinsamkeit entkleidet und freiwillige

Genossenschaft ohne jede Zwangsgewalt an seine Stelle gesetzt. Frei-

heit ist das oberste Lebensgesetz der sozialistischen Gesellschaft. Da-

her auch die revolutionäre Gesinnung Marxens, der sagte: „Die Ar-

beiterklasse ist revolutionär oder sie ist nicht.“

* 4

1

So in der ersten Auflage meiner Gesellschaftslehre, Berlin 1914, S. 280; jetzt:

4. Aufl., Graz 1969, S. 190 (= Othmar Spann Gesamtausgabe, Bd 4).