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§ 26. Das aus Gleichartigkeit und Kleinheit der Gemein-

schaften sich ergebende Schichtungsgesetz der Gesellschaft

Soll die Gesellschaft trotz ihrer Zerklüftung bestehen, so muß ein

ihr innewohnendes, begrifflich gefordertes (kategoriales, apriorisches)

Ordnungsgesetz in ihr wirken. Dieses Ordnungs- und Entfaltungs-

gesetz, dieser Bauplan, ist: Die Wertschichtung oder Wertabstufung,

die Rangordnung nach der Zugehörigkeit zu einem Werte, die abso-

lute, wertpolare Ungleichheit. Das S c h i c h t u n g s g e s e t z

d e r G e s e l l s c h a f t i s t d i e A b s t u f u n g n a c h d e m

W e r t e .

Man kann sich jede Gesellschaft nach Art einer Pyramide geschich-

tet denken, in welcher die höchsten Werte die Spitze bilden, und zu-

gleich die geringste Anzahl, die geringste Menge in sich fassen, die

niedrigsten Werte die Grundlage mit der größten Anzahl, der größ-

ten Menge, so daß bei einer zeichnerischen Darstellung die Grundlage

breit, der Gipfel aber eng und spitz würde (Pyramide).

Nun kann man hiergegen einwenden, daß ja diese Pyramide je

nach dem Wertsystem, nach welchem man ordnete, ganz anders aus-

fallen würde. Das ist durchaus zuzugeben. Nach einem christlichen

Wertsystem z. B. würden die Heiligen zu oberst, die große Zahl der

gewöhnlichen, schwachen Gläubigen und gar der Ungläubigen zu

unterst kommen. Nach jenem der „Freidenker“ wäre die Pyramide

wieder anders geordnet. Es ergibt sich ja dabei ohne weiteres, daß

jedes Wertsystem eine Pyramide (oder genauer: eine Zwiebel) er-

gäbe, das heißt wenige Spitzenwerte und viel geringe Werte und

schließlich (wieder weniger) negative Werte. Jedes Wertsystem wird

zu einem Ergebnis kommen, als hätte der Weltbaumeister Gold und

Edelsteine nur sparsam unter die große Masse gemeiner Gesteins-

arten eingesprengt.

Wichtig ist aber ferner: Daß die Ordnung nach Wertschichten

durchaus nicht so verschieden ausfällt, wie die Gegensätzlichkeit der

gesonderten Ge- / meinschaften an sich verlangt. Es können sich

z. B. Wagnerianer und Anti-Wagnerianer bis aufs Messer bekämp-

fen, aber in der Wertung der Musik und des Künstlerischen über-

haupt, ferner der schöpferischen Geister in der Kunst und den ihr

verwandten geistigen Gebieten sind sie verhältnismäßig einig: All-

gemeinere und darum weiter umfassende Gesamt-Gemeinschaften