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Betrachten wir noch einige andere Beispiele. In der Welt des Sitt-

lichen zeigt es sich klar, daß alle guten und schlechten Triebe, Nei-

gungen, Gedanken und Grundsätze, die überhaupt im Menschen

anzutreffen sind, diese Welt ausmachen. Darum steht der Verbrecher

von Natur an einer b e s t i m m t e n Stelle im sittlichen Kosmos,

z. B. im Gegensatz zum Rechtschaffenen, der Lügner ebenso, näm-

lich im Gegensatz zum Wahrhaftigen. — Ferner: Überall in der

logisch-theoretischen Erkenntnis (sei es selbst die der Mineralogie,

der Physik) sind jeweils a l l e vorhandenen Lehrbegriffe die Bau-

steine jener Gedankengebäude, welche die „Wissenschaft der Mine-

ralogie“ (usw.) ausmachen. Die verschiedenen, einander bekämpfen-

den Richtungen und Lehrbegriffe bilden in diesem Sinne als Ge-

samt-Ganzes abermals ein Ganzes, denn ihre Gegensätze zueinander

machen ja gerade, daß sie nicht in der Luft hängen, sondern sich

aufeinander beziehen. Auch die Irrtümer und das Negative müssen

dem Positiven, dem höchsten, richtigsten System gegenüberstehen.

Sie bilden seine überwundenen Bestandteile, seine gleichsam laten-

ten Gegenspieler.

/

Ja, die Notwendigkeit inneren Gegensatzes geht noch weiter.

Selbst dort, wo nur noch Eine Ansicht, Eine sittliche Tugend, Eine

geistige Richtung da ist, herrscht sie doch nur kraft der Ü b e r -

w i n d u n g der falschen Ansichten, der schlechten Triebe, Gefühle

und Gedanken. Wer Wahrheit hat, ist durch viele Irrtümer hin-

durchgegangen; wer Tugend besitzt, hat sie niemals ganz von Ge-

burt, sondern immer nur dadurch, daß er die schlechten Regungen

in sich überwand und sich sowohl die Kraft erbildete, neue nieder-

zukämpfen, als auch in die alten, schon überwundenen Fehler nicht

zurückzufallen. Wer Askese hat, hat die äußere Begierde nicht

eigentlich vernichtet, nur innerlich gebändigt, sie muß als Gegen-

spieler, als Möglichkeit des Gegenteils noch übrigbleiben. Schon dar-

an, daß sowohl im Theoretischen als auch im Sittlichen (wie im

Künstlerischen, Religiösen) ein Rückfall in alte mindere Stufen stets

möglich ist, zeigt sich, daß auch das scheinbar Einfache in sich eine

latente, wenn auch überwundene Gliederung enthält.

Aus all dem folgt: Niemals gibt es gute und schlechte, wahre und

unwahre Gemeinschaften einer jeweiligen geistigen Welt als iso-

lierte, chaotische Sondergebilde; sondern nur als irgendwie doch

organische Bausteine eines Geistig-Gegensätzlichen, als Glieder —