Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2414 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2414 / 9133 Next Page
Page Background

252

[181/182]

Förderung der Kunst, der Wissenschaft, der Volksbildung, der So-

zialpolitik und anderer geistiger oder allgemeiner Zwecke auszuge-

ben, so hätte man die kapitalistische Wirtschaft ruhig ihrer eigenen

Entwicklung überlassen können. Es hätte sie dann kein / Marxis-

mus, keine ihm ähnliche soziale Giftmischerei aus ihrem Gang auf-

zustören vermocht — der ein Gang zu echt ständischen Bindungen,

eine rasche Ausbildung sozialer wie geistiger Gemeinschaften ge-

worden wäre (wovon unten bald mehr zu sprechen sein wird).

Schon das bloße Bewußtsein der Massen, daß der mit ihrer Hilfe

erzeugte Reichtum in höhere Lebensgüter umgesetzt wird und auch

ihnen mittelbar zugute kommt, wäre ein eherner Schild geworden,

den keine Pfeile des Hasses und Neids durchbohrt hätten. Wieviel

Gutes auf diesem Wege hätte geschaffen werden können, zeigt in

Deutschland das Beispiel der Einen Stadt Frankfurt am Main, wo

um die Jahrhundertwende das Zusammenwirken einer Handvoll

reicher Leute (Merton, Hallgarten und anderer) genügte, ein er-

staunlich reges, ganz Deutschland berührendes sozialpolitisches und

wissenschaftliches Leben zu schaffen und Bewegungen zu entfesseln,

die unter anderem schließlich zur Gründung der Universität Frank-

furt führten.

Überlegt man aber diesen Gedankengang, so muß man sich aller-

dings eingestehen, daß es eine Täuschung ist, von einem ganz auf das

Wirtschaftliche, auf das Äußere eingestellten Stand die Förderung

einer Geistigkeit zu verlangen, die ihm fern liegt.

An den gleichen Mängeln unserer Zeit leidet auf das Tiefste auch

unser p o l i t i s c h e r u n d s t a a t s m ä n n i s c h e r S t a n d .

Wo die große Menge der Politiker, Parteileute, Zeitungsschreiber in

Betracht kommt, ist er ja ohnehin fast nur der Spiegel der den be-

treffenden Parteien und Klüngeln zugrunde liegenden politischen

Geistesrichtung, bzw. der geschilderten Berufs- und Arbeitsstände

mit ihrem Ideengehalt. Aber auch wo führende Staatsmänner in Be-

tracht kommen, sind sie in den letzten zwei Menschenaltern in

Deutschland nur allzusehr der Spiegel unseres individualistischen, im

Innersten kulturlosen Zeitgeistes gewesen. Davon machen selbst jene

Politiker nur eine recht mäßige Ausnahme, die ihrer Parteirichtung

nach gegen den herrschenden Zeitgeist ankämpfen wollen und sol-

len, wie die konservativen, die völkischen, die sozialpolitischen und

die christlichen Gruppen. Rationalismus, Materialismus, Aufklärer-