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tum sind so tief in die Poren alles Denkens eingedrungen, daß sich
auch jene, welche die eigentlichen Gegner dieser Denkweisen sein
sollten, ihnen nicht entziehen können. Die Konservativen beant-
worten den Materialismus der Arbeiter gar oft nur mit ihrem eige-
nen Materialismus, ähnlich wie die Unternehmer; die völkischen
Parteiträger sind gewöhnliche Liberale mit einem Zusatz völkischer
Gedanken oder gar nur von Schlagworten, die sozialpolitischen
Gruppen stehen dem Marxismus innerlich mehr nahe, als sie wissen,
und das Zentrum im Reiche hat sich ebenfalls als eine vom mar-
xistisch-demokratischen Denken innerlich hart mitgenommene
Gruppe erwiesen.
Eine grundlegende Wendung unserer ganzen Bildungsrichtung ist
nötig, um Wandel zu schaffen. Die Irrtümer des Rationalismus und
Materialismus müssen zuerst auf ihre individualistisch-atomistische
Wurzel zurückgeführt und auf diese Weise entlarvt werden, ehe sie
überwunden werden können. Denn / erst dann kann der Staats-
mann den sittlichen Stoff des Zusammenlebens organisatorisch her-
vorbringen und schützen, wenn er fühlt und weiß, was das Sittliche
sei und was die Natur des Zusammenlebens braucht. Ein neuer Geist
muß ein neues Leben schaffen; dieses Leben muß den neuen Geist
befestigen und ausbilden.
Z u s a t z z u r d r i t t e n A u f l a g e
C.
Zur E i n t e i l u n g d e r S t ä n d e n a c h i h r e n
V e r r i c h t u n g e n , i n s b e s o n d e r e d e r S t a n d S t a a t
1. Rückblick
Unsere frühere Untersuchung zeigte, welche geistigen Grundlagen
die handelnden oder Vollstände haben. Es ergab sich folgende Ein-
teilung der Stände:
a.
Der Stand Staat mit Kriegertum und Beamtentum als Unter-
gliederungen (siehe Punkt 4, Seite 243).
b.
Der Priesterstand oder die Kirche (siehe Punkt 4, ebenda).
c.
Der Erzieherstand oder Lehrstand und die übrigen geistigen
Stände (die aber nicht alle zünftig organisiert werden können,
das Schöpfertum ist nicht zünftig organisierbar).
d.
Der Gesamtwirtschaftsstand (siehe Punkt 1 bis 3 der Übersicht